Vortrag in Attendorn: Depression mindert Lebensqualität

Dr. Jörg Eisentraut referierte in der Stadthalle


Eisentraut sprach in der Attendorner Stadthalle über Depressionen und Trauer in der Palliativmedizin. von PalliativNetz Kreis Olpe
Eisentraut sprach in der Attendorner Stadthalle über Depressionen und Trauer in der Palliativmedizin. © PalliativNetz Kreis Olpe

Attendorn. Auf Einladung des Vereins PalliativNetz Kreis Olpe hielt am Mittwoch, 8. Februar, der renommierte Palliativmediziner und Psychiater Dr. Jörg Eisentraut aus Lünen/Westfalen einen Vortrag in der Stadthalle Attendorn. Obwohl das Thema „Depressionen und Trauer in der Palliativmedizin“ auf den ersten Blick schwere Kost darstellen mag, konnte der Mediziner die Gäste von Anfang an begeistern.


Dr. Eisentraut verstand es gekonnt, das Publikum auf die thematisch schwierige, zweistündige Reise mitzunehmen. Neben Beispielen aus der Praxis konnte der Mediziner viele Hinweise für Angehörige und Betroffene geben. Eine der wichtigsten Botschaften des Abends: Eine Depression in den letzten Wochen des Lebens kann die Lebensqualität viel stärker beeinflussen als die unheilbare Erkrankung selbst.

„Man fragt sich doch, ob eine Depression bei absehbarem Ableben des Patienten nicht ganz natürlich wäre. Ich gebe zu bedenken, dass es einen Unterschied zwischen Trauer und Depression gibt. Eine Depression ist definitiv behandlungsbedürftig und nach erfolgreicher Behandlung erhöht sich die Lebensqualität. Das ist auch ein Stück weit das Grundverständnis der Palliativmedizin. Mehr Lebensqualität für den unheilbar Erkrankten.“
Depression ist stille Erkrankung
Rund 45 Prozent aller unheilbar Erkrankten leiden an einer Depression. In der Diagnostik sei es besonders schwierig, die Depression von der Trauer abzugrenzen. „Die Depression ist eine stille Erkrankung. Patienten ziehen sich zurück, isolieren sich. Als Folge wird etwa die Hälfte aller Depressionen spät erkannt.“

Eisentraut beschrieb die Symptome einer Depression im Kern als depressive Verstimmung, dem Syndrom der „-losigkeit“ (etwa Freudlosigkeit, Antriebslosigkeit, Schlaflosigkeit), einhergehend mit schneller Ermüdbarkeit und Aktivitätseinschränkungen. Je nach Ausprägung der Depression gebe es unterschiedliche Therapiemöglichkeiten. Neben Bewegung, Entspannung oder auch Licht bekomme man Depressionen häufig mit einer medikamentösen Behandlung gut in den Griff. Ergänzend sei die Psychotherapie zu nennen. Hier bedürfe es einer empathischen Haltung und inneren Offenheit auf beiden Seiten.
Trauer und Depression
Zum Ende seines Vortrags veranschaulichte Dr. Eisentraut mit zwei Einspielern, wie berühmte Künstler einen Verlust verarbeitet hätten. Das Lied „Tears in Heaven“, das Eric Clapton für seinen tödlich verunglückten Sohn geschrieben hat, sowie „Der Weg“, das Herbert Grönemeyer für seine an Brustkrebs verstorbene Frau schrieb, bewegten das Publikum. An diesen Songtexten ließe sich Trauer von Depression abgrenzen. „In der Trauer ist die Welt arm und leer geworden. In der Depression ist das Ich arm und leer geworden.“ (LP)
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