Totes Damwildkalb sorgt für Fragen

War es ein Wolf?


  • Attendorn, 28.01.2019
  • Von Barbara Sander-Graetz
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Woran starb das Damwildkalb in Berlinghausen? von privat
Woran starb das Damwildkalb in Berlinghausen? © privat

Berlinghausen. Im Rehgehege von Meinolf Besting bei Berlinghausen im Repetal ist ein totes Damwildkalb gefunden worden. Ob das Tier Opfer eines Wolfes geworden ist, wird derzeit im Labor untersucht.


„Am Donnerstagabend war im Rehgehege noch alles in Ordnung“, so Meinolf Besting. Als er am Freitagmorgen beruflich unterwegs war, bekam er mehrere Hinweise, dass in seinem Gehege ein totes Tier liegen würde. „Ich habe meinen Neffen angerufen, der mit Stefan Menken, seines Zeichens Jäger, das Tier aus der Ferne in Augenschein genommen hat.“ Gleichzeitig wurde Antonius Klein, Wolfsberater des Kreises Olpe, informiert.
Proben genommen
„Am Nachmittag sind wir alle zusammen ins Gehege gegangen und Herr Klein hat Proben genommen“, berichtet Meinolf Besting weiter. Antonius Klein bestätigt auf Nachfrage den Ablauf. „Ich bin so etwas wie die Spurensicherung. Ich sammele die Hinweise, die dann zum Nachweis führen.“

Der Abstrich wird derzeit im Senckenberg-Forschungsinstitut in Gelnhausen untersucht. „Anhand der DNA kann festgestellt werden, ob und eventuell auch welcher Wolf am Werk war.“
Bis dato kein Wolf
Schon zehnmal wurden tote Tier im vergangenen Jahr auf Wolfs-DNA untersucht. „Das Ergebnis war immer negativ“, erzählt Klein. „Dabei muss man immer unterscheiden zwischen Täter und Leichenschänder“, erklärt der Fachmann. „Wenn Kadaver offen auf der Wiese oder im Wald liegt, gibt es genügend andere Tiere wie Wildschweine, Füchse oder Krähen, die sich an den Tieren zu schaffen machen. Das sieht dann schon heftig aus.“

So sei auch der Anblick des toten Damwildkalbes gewesen. „Woran das Tier letztlich gestorben ist und ob ein Wolf im Spiel war, wird das Ergebnis zeigen.“ Das kann allerdings zwischen vier Wochen und drei Monaten dauern. „Alle Proben gehen in das Labor und die Auswertung ist nicht so einfach, wie es im Fernsehn bei jedem Krimi dargestellt wird. Sollte aber ein Wolf das Damwildkalb gerissen haben, informiert das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz umgehend die Öffentlichkeit."
Ergebnis so schnell wie möglich
Meinolf Besting ist jedenfalls beunruhigt und möchte das Ergebnis so schnell wie möglich haben. „Der Zaun um das Gehege soll verhindern, dass das Damwild ausbricht. Ein Wolf kann hier jederzeit rein.“ Gegen einen Wolfsriss spricht allerdings das Verhalten der restlichen 33 Tiere, die als Herde ruhig im Gehege vorgefunden worden sind. „Wir sind derzeit auf dem reinen Gebiet der Spekulationen“, macht Antonius Klien deutlich. 

Schon Anfang des Jahres war ein Reh im Repetal gefunden worden und hatte den Verdacht eines Wolfsrisses aufkommen lassen. Jäger Uli Keine hatte ebenfalls Antonius Klein hinzugezogen und einen Abstrich zur Klärung nehmen lassen. Das Ergebnis steht noch aus.
Der Wolf in NRW
In Europa kehrt der Wolf in alte Lebensräume zurück, in denen er seit fast 180 Jahren ausgestorben war. Auch in Nordrhein-Westfalen gibt es seit einigen Jahren wieder vereinzelte Hinweise auf durchziehende Wölfe. Aufgrund genetischer Nachweise geht das Landesumweltamt (LANUV NRW) davon aus, dass im Verlauf des Jahres 2018 im Bereich Schermbeck (Kreis Wesel) und im Bereich des Truppenübungsplatzes Senne (Ostwestfalen-Lippe) jeweils ein weibliches Tier standorttreu geworden ist. Das Umweltministerium NRW hat in den betreffenden Landschaftsräumen sogenannte "Wolfsgebiete" in Nordrhein-Westfalen ausgewiesen.
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