Tausende lassen wieder den Ostersemmel segnen

Traditionelle Segnung an Karsamstag


  • Attendorn, 31.03.2018
  • Von Barbara Sander-Graetz
    Profilfoto Barbara Sander-Graetz

    Barbara Sander-Graetz

    Redaktion

Topnews
Semmel segnen ist ein einmaliger Brauch in Attendorn von Barbara Sander-Graetz
Semmel segnen ist ein einmaliger Brauch in Attendorn © Barbara Sander-Graetz

Attendorn. Es hat etwas Magisches. Kurz vor 14 Uhr, Karsamstag in Attendorn. Die Klappsteren anstelle der Glocken sind zu hören. Mit Klappstern und Ratschen ziehen die Kinder immer wieder um die Kirche. Der Turmbläser schmettert aus dem Turm des Sauerländer Doms. Unzählige Menschen haben jetzt nur ein Ziel. Den Platz hinter dem Sauerländer Dom. Im Gepäck: Ihren Ostersemmel, mal klein, in Form von Brötchen, mal riesig, gleich für die ganze Familie.


Auch an diesem Karsamstag kommen die Menschenmassen wieder aus allen Himmelsrichtungen und aus allen Ecken der Erde, denn zum Semmelsegnen, da ist der Ur-Attendorner in der Heimat. Ostern ohne den Ostersemmel, undenkbar.

Lässt man den Blick über den Platz schweifen, so hat man das Gefühl, es werden jedes Jahr mehr Menschen, die den Weg hierher finden. Die letzten stehen in den Seitengassen und hören die Worte, die Pastor Neuser dieses Jahr an die Gläubigen richtet, nur über Mikrofon. Sehen können sie ihn nicht mehr. Trotz erhöhtem Podest ist er nur ein Punkt in der Menge. Doch Pastor Neuser freut sich.
Bildergalerie starten
Tausende lassen wieder den Ostersemmel segnen
„Ich habe mit einem Attendorner Bäcker gesprochen“, erzählt Neuser der Menschenmenge. „Für euch bringt Ostern doch sicher einen guten Umsatz? Doch der wies auf den Stress hin, den Ostern für ihn mitbringt. Er sei jetzt seit 36 Stunden auf den Beinen und froh, wenn alles vorbei sei.“

Daher richtet Pastor Neuser seinen besonderen Dank an alle, die das Osterfest und seine Tradition möglich machen. „Das Osterbrauchtum lebt von Menschen, die sich einsetzen, wie Bäcker und Metzger, die Poskebrüder und auch die Menschen, die für die Festlichkeit der Gottesdienste sorgen.“ Ihren Einsatz bedenkt die Menge als Dank mit Applaus.
Das steinerne Brot von Hellinghausen
Nach der Geschichte über das steinerne Brot von Hellinghausen wird mit kräftigen Stimmen „Lobt den Herrn“ angestimmt. Dann endlich  kommt der magische Augenblick und tausende Semmeln werden für die Segnung in die Höhe gehalten. Zum Abschluss singt die Menge nochmals „Großer Gott wir loben dich“, und dann strömen die Menschen alle Richtungen, natürlich nicht ohne den traditionellen Gruß „Guet Fuer“ und „Frohe Ostern“.
Bildergalerie starten
Tausende lassen wieder den Ostersemmel segnen
Einige bleiben noch für einen Plausch auf dem Platz  rund um den Sauerländer Dom stehen. Immerhin trifft man heute oftmals auch die, die man lange nicht mehr gesehen hat. Dann geht es nach Hause. Nächster Termin rund drei Stunden später: Kreuze vermessen um halb sechs.
Artikel teilen: