Tatvorwurf versuchter Mord: 16-jähriger Attendorner angeklagt

Prozessauftakt in Siegen


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Auf diesem Spielplatz ereignete sich die Tat im September 2019. von Hansestadt Attendorn
Auf diesem Spielplatz ereignete sich die Tat im September 2019. © Hansestadt Attendorn

Siegen/Attendorn. Ein 16-jähriger Attendorner hat sich seit Dienstag, 10. März, wegen des versuchten Mordes vor der großen Strafkammer des Landgerichts Siegen zu verantworten. Der angeklagte Jugendliche soll im September 2019 versucht haben, einen Mitschüler auf einem Spielplatz in Attendorn mit einem Messer zu töten. Der Prozess findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, da das Opfer und der mutmaßliche Täter noch minderjährig sind.


Verhandelt wird der Fall vor der Jugendkammer. Am ersten von insgesamt sieben angesetzten Prozesstagen hat die Staatsanwaltschaft den Tathergang aus ihrer Sicht geschildert. Laut Richter Dr. Sebastian Merk, Pressesprecher am Landgericht, verdeutlichte sich, dass eine Verurteilung wegen versuchten Mordes in Erwägung gezogen wird. Das Mordmerkmal „Heimtücke“ sei gegeben.

Zudem ist der heute 16-Jährige angeklagt wegen „gefährlicher Körperverletzung“. Das Opfer ist anwaltlich als Nebenkläger vertreten.

Die Tat hatte sich am 16. September vergangenen Jahres gegen 19.30 Uhr auf einem Spielplatz an der Dortmunder Straße in Attendorn ereignet. Laut Staatsanwaltschaft seien Täter und Opfer (zum Tatzeitpunkt beide 15) befreundet gewesen und in die Parallelklasse einer Attendorner Schule gegangen. Dann sei die Freundschaft zerbrochen. 
Mutmaßlicher Täter sticht unvermittelt zu
Der mutmaßliche Täter soll den Geschädigten zum Spielplatz zitiert haben. Er habe sich mit ihm aussprechen wollen. Der Täter hatte ein Mädchen mitgebracht. Um in Ruhe sprechen zu können habe der Angeklagte den Mitschüler gebeten, mit ihm auf einen Kletterturm zu gehen. Dann habe er ein Messer aus seinem Kapuzen-Pullover hervorgeholt und gesagt, dass er ihm nichts tun werde.

Wenige Sekunden später habe der Angeklagte den Jungen mit der linken Hand zu sich gezogen und unmittelbar mit der rechten Hand in seinen Bauch gestochen. Dann sei der Täter gegangen und habe dem Mädchen zugerufen: „Ich habe ihn abgestochen.“ Das Mädchen lief zu dem Jungen, der eine zwei Zentimeter lange und sechs Zentimeter tiefe Stichverletzung im Bauchraum aufwies.
Junge taumelt zu einer Bank
Der Junge sei von der Rutsche heruntergerutscht habe sich zu einer Bank geschleppt. Ein vorbeifahrender Autofahrer habe sich um den benommenen Jungen gekümmert und den Rettungsdienst alarmiert.

Der mutmaßliche Täter wurde laut Staatsanwaltschaft noch am gleichen Abend an seiner Wohnanschrift festgenommen. Untersuchungshaft wurde tags darauf angeordnet. Er kam in die JVA nach Wuppertal-Ronsdorf. Der Geschädigte überlebte die Attacke durch eine Not-Operation im Olper Krankenhaus. 
Zahlreiche Zeugen geladen
Neben dem Angeklagten und dem Opfer sollen Zeugen und Mitschüler vor Gericht aussagen. Am Prozess beteiligt sind außerdem die Jugendgerichtshilfe und ein psychiatrischer Sachverständiger. Auch die Erziehungsberechtigten des mutmaßlichen Täters dürfen am Verfahren teilnehmen. Die Staatsanwaltschaft geht von einer vollen Schuldfähigkeit aus.

Das Urteil wird am 14. Mai erwartet.
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