Schwerer Hackerangriff auf Gedia in Attendorn - Zwangsurlaub für 300 Mitarbeiter

IT-Systeme abgeschaltet


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Die Gedia-Automotive Gruppe ist durch einen Hackerangriff schwer getroffen worden. von Unternehmen
Die Gedia-Automotive Gruppe ist durch einen Hackerangriff schwer getroffen worden. © Unternehmen

Attendorn. Hacker haben einen schweren Cyberangriff auf die Zentrale der Gedia Automotive Gruppe in Attendorn-Ennest ausgeführt. Nach Entdeckung und Untersuchung hat sich die Unternehmensleitung zu einer sofortigen Systemabschaltung entschieden. Das teilte das Unternehmen am Donnerstagvormittag, 23. Januar, mit.


Update von 12.40 Uhr:
Der Angriff ist in der Nacht von Montag auf Dienstag, 21. Januar, erfolgt. Die Sicherheitssysteme des Unternehmens hätten die Attacke sehr schnell bemerkt, erklärte Gedia-Vertriebsleiter Markus Hammer auf Anfrage von LokalPlus. Angesichts des Umfanges des Angriffs habe man sich schnell zur Abschaltung aller Systeme entschieden und umgehend externe Experten hinzugezogen.
Produktion läuft weiter
In der zentralen Verwaltung in Ennest führt die Systemabschaltung zu „Zwangsurlaub“ für viele Beschäftigte. 300 bis 350 Mitarbeiter müssen zu Hause bleiben, weil sie nicht arbeiten können. Die Fehlzeiten werden über die Gleitzeitkonten erfasst und sollen durch Mehrarbeit ausgeglichen werden, wenn wieder alles läuft.

Die Produktion laufe weiter und die Handlungsfähigkeit sei gegeben, betonte Markus Hammer. Ob bei dem Angriff Daten des Unternehmens gestohlen worden seien, könne man noch nicht sagen. Sonderermittler und Experten der Telekom seien dabei, den genauen Umfang des Angriffs zu ermitteln.
 von Nils Dinkel
© Nils Dinkel
Gedia hat am Dienstag Strafanzeige bei der Polizei gestellt. Das bestätigte die Kreispolizeibehörde Olpe auf Anfrage. Pressesprecher Michael Klein gab sich ansonsten zurückhaltend, zumal inzwischen das Polizeipräsidium Hagen die Ermittlungen übernommen hat: „Zusammen mit der Firma Gedia und Fachfirmen versuchen wir uns einen Überblick über die Situation zu verschaffen. Konkrete Ermittlungsansätze liegen uns zur Zeit noch nicht vor. “
Angebliche Hacker posten Angriff
Noch bevor das Attendorner Unternehmen mit seiner Pressemitteilung an die Öffentlichkeit ging, war auf der in den USA ansässigen Webseite www.bleepingcomputer.com über den Vorfall berichtet worden. Danach soll der Angriff mit der Schadstoffware Sodinokibi ausgeführt worden sein.

Ziel sei es, Daten abzugreifen und damit das Unternehmen zu erpressen. Auf der Seite wird ein Post der angeblichen Hacker veröffentlicht, in dem es heißt: „Über 50 GB Daten wurden gestohlen, darunter Zeichnungen, Daten von Mitarbeitern und Kunden.“ Gedia-Vertriebsleiter Hammer wollte das nicht kommentieren, denn: „Es sind viele Gerüchte im Umlauf.“

Ursprünglicher Bericht:
„Diese Maßnahme wurde unternommen, um einen Komplettausfall der IT-Infrastruktur zu verhindern“, heißt es in einer Medieninformation des Automobilzulieferers. Die Abschaltung habe weitreichende Folgen für den gesamten Gedia-Unternehmensverbund. Denn alle Standorte seien an die zentrale IT-Struktur in Attendorn angeschlossen und damit hiervon abhängig.
Notfallplan stellt Produktion sicher
„Ein Notfallplan stellt Produktion, Materialversorgung und die Abwicklung der Kundenbelieferung sicher. Die kritischen Systeme laufen“, teilt das Unternehmen mit. „Externe Sicherheitsexperten unterstützen bei der Analyse und Reparatur des Schadens. Nach ersten Analysen handelt es sich laut Unternehmen um einen Angriff von mutmaßlichen Cyberkriminellen aus Osteuropa.“
Verwaltung kann nicht arbeiten
Weiter heißt es: „Da große Teile der Verwaltung durch die Abschaltung nicht arbeitsfähig sind, ist nahezu die gesamte Belegschaft der Verwaltung in Attendorn innerhalb einer Gleitzeitregelung vorerst zu Hause. Aus heutiger Sicht wird es Wochen bis Monate dauern, bis alle Funktionsabläufe wieder vollständig hergestellt sind.“

Das weltweit agierende Unternehmen, das insgesamt etwa 4.300 Mitarbeiter in acht Ländern beschäftigt, will nach einer festgelegten Planung die Systemfunktionen „nach Notwendigkeit wieder in Betrieb nehmen“. Allein am Stammsitz in Attendorn arbeiten 900 Beschäftigte.
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