Schließung der gynäkologischen Abteilung an der Helios Klinik vermeidbar?
Leserbrief von Holger Thamm
- Attendorn, 23.09.2021
- Politik
Attendorn. Die Helios Klinik Attendorn hat angekündigt, die Gynäkologie und Geburtshilfe noch in diesem Jahr schließen zu wollen – aus Personalmangel. Hinter dieser Nachricht stecken gleich mehrere grundlegende Probleme, schreibt Grünen-Bundestagskandidat Holger Thamm in einem Leserbrief.
„Politik und Gesellschaft schaffen es nicht, ausreichend Fachpersonal für einen geordneten Klinikbetrieb bereit zu stellen. Es mangelt an der zahlenmäßigen Ausbildung in Deutschland, der Integration von Fachkräften aus dem Ausland und anscheinend attraktiven Arbeitsbedingungen im ländlichen Raum.
Es wird seit langem vorhergesagt, dass uns angesichts des demographischen Wandels ein Fachkräftemangel droht – mehr Personalbedarf bei einer gleichzeitig sinkenden Zahl Erwerbstätiger.
Jetzt soll es bei den Sparmaßnahmen in der Helios Klinik zuallererst den Klinikbereich treffen, der uns eigentlich nur retten kann: die Gynäkologie und Geburtshilfe. Verkehrte Welt. Verschiedentlich hat man schon gehört, dass Kliniken Gynäkologie und Geburtshilfe aus wirtschaftlichen Gründen schließen, weil sich Geburtshilfe „nicht lohnt“.
Ein irrer Gedanke, der hoffentlich im Fall von Helios nicht zutrifft. Aus unserer Sicht ist es wichtig, dass die Geburtshilfe erhalten bleibt und der Träger in Zusammenarbeit mit der Kommune alles dafür unternimmt, das Angebot zu erhalten. Es kann nicht sein, dass es in unserem großen Flächenkreis nur noch zwei Krankenhäuser gibt, die Geburtsstationen vorhalten.
Unser Gesundheitssystem muss generell eine gleichwertige Gesundheitsversorgung garantieren. Kliniken sollen ihrem gesellschaftlichen Auftrag entsprechend finanziert werden, auch auf dem Land braucht es Zugang zu Geburtshilfe und Notfallhilfen.
Doch falsche politische Weichenstellungen und der daraus folgende ökonomische Druck haben zu Fehlanreizen und zu Kosteneinsparungen zu Lasten des Personals geführt. Welche Angebote es vor Ort gibt, darf nicht davon abhängen, was sich rentiert oder was sich Träger noch leisten können, sondern muss sich danach richten, was nötig ist.
Kliniken sollen in Zukunft nicht mehr nur nach Fallzahl, sondern auch nach ihrem gesellschaftlichen Auftrag finanziert werden. Auch für den Kreis Olpe bedeutet das, dass wir ein Krankenhauskonzept benötigen, inklusive der Bedarfsermittlung der benötigten Betten und eine sinnvoll geplante Verteilung der Fachabteilungen.
Unser Ziel muss der Erhalt und der bedarfsgerechte Ausbau aller drei Krankenhäuser im Kreisgebiet sein. Dies muss auch in Abstimmung mit den Bedarfen und Angeboten der Nachbarkreise erfolgen." Holger Thamm, Olpe
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