Neuer Minna-Ursell-Platz in Attendorn und ein künstlerischer Sensationsfund

Zahlreiche Feierlichkeiten geplant


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Minna Ursell an ihrem 80. Geburtstag. von privat
Minna Ursell an ihrem 80. Geburtstag. © privat

Attendorn. Die Hansestadt Attendorn bekommt einen Minna-Ursell-Platz. Bereits im Jahr 2018 hatte die Initiative „Jüdisch in Attendorn“ darum gebeten, den Bereich vor der Gedenktafel „Im Hohl“ in der Attendorner Innenstadt in „Minna-Ursell-Platz“ umzubenennen. Dieser Bitte wurde gefolgt. Am Samstag, 13. November, wird die Umbenennung in einem feierlichen Akt an Ort und Stelle vollzogen.


Die Straße „Im Hohl“ im Zentrum Attendorns erhält in dem Bereich zwischen den Einmündungen „Breite Techt“ und „Wasserstraße“ die Bezeichnung „Minna-Ursell-Platz“. An dieser Stelle befand sich der letzte Gebetraum der früheren jüdischen Gemeinde Attendorns, worauf heute an gleicher Stelle die im Jahr 1988 errichtete Gedenktafel hinweist.

Die Veranstaltung beginnt am Samstag um 16 Uhr auf dem Minna-Ursell-Platz. Danach geht es in das benachbarte Museumsatelier des Südsauerlandmuseums in Attendorn (ehemalige Pizzeria „Europa“). Hier finden unter Einhaltung der an diesem Tag gültigen Corona-Regeln (3G-Regel) drei weitere Veranstaltungen statt. Dazu gehören u.a. eine Buchübergabe, die Aufführung eines Klezmer-Stücks sowie die Übergabe eines Ursell-Portraits.

Buchpräsentation „The Jews of Attendorn“

Aufgrund des weltweit großen Interesses, insbesondere der Nachfahren der jüdischen Familien Attendorns, wurde das vom Kreis Olpe im Jahr 2006 aufgelegte und seither vielbeachtete Buch „Jüdisch in Attendorn“ von Buchautor Hartmut Hosenfeld zwischenzeitlich in eine englische Version „The Jews of Attendorn“ übersetzt.

Die Übersetzerin Charlotte Pattenden wird bei der Buchpräsentation am 13. November ebenso anwesend sein wie Vertreter des Kreises Olpe, der Stadt Attendorn und der an diesem Projekt beteiligten Sponsoren.

Klezmer-Stück „Fun tiefn harzn“ („Aus tiefem Herzen“)

Attendorn bekommt ein eigenes Klezmer-Stück, komplett komponiert, überabeitet und orchestriert in der Hansestadt. Verantwortlich hierfür sind neben der Initiative „Jüdisch in Attendorn“ als Ideengeberin der Komponist Lukas Steinberg und das sechsköpfige Klezmer-Ensemble „Klez4Mix“ der Musikschule Attendorn, welches am 13. November für die Uraufführung des Stückes sorgen werden. Der Komponist Lukas Steinberg wird anwesend sein.

Übergabe eines Portraits von Aaron Abraham Ursell

Vor circa einem Jahr suchte die Kunstsammlerin Frau Lucy Mumford aus Wales den Kontakt zum Stadtarchiv Attendorn und zur Initiative „Jüdisch in Attendorn“. Bei einer Auktion hat sie aus Zufall ein in Öl gemaltes Portraitbild ersteigert, welches mit dem Schriftzug „A.A. Ursell“ verziert ist. Es handelt sich um ein Portrait des jüdischen Attendorner Fabrikanten Aaron Abraham Ursell (geboren 1802 in Attendorn - gestorben 1882 ebenda).

Dieses Portrait wurde in den 1830er-Jahren in Berlin angefertigt und gelangte vermutlich in den 1930er-Jahren mit der Flucht des gebürtigen Attendorner Juden Siegfried Ursell vor den Nazis aus Deutschland nach Großbritannien. Zuletzt hing es in einem walisischen Restaurant, dessen Inventar nach einer Geschäftsausgabe nun versteigert wurde.

Portrait wird Museum dauerhaft übergeben

Nach der Kontaktaufnahme entwickelte sich ein nun ein Jahr andauernder Recherche-Krimi, an der neben Monika Löcken, Otto Höffer, Hartmut Hosenfeld, Lucy Mumford nicht zuletzt die Ursell-Angehörigen in aller Welt beteiligt waren. Mit dem Ergebnis, dass dieses Gemälde nun dem Südsauerlandmuseum aus Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt wird und damit den Weg zurück nach Attendorn findet.

Nach Einschätzung von Museumsleiterin Monika Löcken handelt es sich um einen wahren „Sensationsfund“ für das Südsauerlandmuseum. Lucy Mumford aus Wales wird am 13. November anwesend sein, um das Portrait persönlich zu übergeben.

Die Verantwortlichen von „Jüdisch in Attendorn“ bitten, bei einer gewünschten Teilnahme, sich vorab per E-Mail, info@juedisch-in-attendorn.org, anzumelden.

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