Neuer Mantel für den Biggedamm

Ruhrverband beginnt am 1. Juni mit Sanierung – Wanderwege umgeleitet


  • Attendorn, 29.05.2015
  • Von Volker Lübke
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© s: Volker Lübke

Der Damm steht. So wie es sich für ein Bollwerk, das mehr als 170 Millionen Kubikmeter Wasser zurückhält, gehört. „Es besteht zu keiner Zeit Gefahr“, betont der Leiter des Talsperrenbetriebs Süd des Ruhrverbandes, Ralf Stötzel. Trotzdem muss der Biggedamm saniert werden. Ab Montag, 1. Juni, wird es ernst. Dann beginnen die Vorarbeiten für die Neuasphaltierung des Dammes auf der Wasserseite.


Schon jetzt ist der Wasserspiegel deutlich abgesenkt. Insgesamt muss der Pegel der 52 Meter tiefen Talsperre um 15 Meter fallen, täglich um acht Zentimeter. „Knapp drei Meter fehlen noch“, sagt Stötzel. Bis zu dieser Marke biete die oberste Deckschicht allenfalls noch einen mechanischen Schutz. Die sechs Zentimeter dicke Asphaltoberfläche des 50 Jahre alten Bauwerks habe inzwischen regelrecht Blasen geworfen, weiß Bauleiter Stefan Klahn gegenüber LokalPlus. Untersuchungen hätten ergeben, dass die tiefer liegende Dammoberfläche noch völlig intakt ist, erklärten die Vertreter des Ruhrverbandes, warum „nur“ etwa ein Drittel der gesamten Asphaltfläche erneuert wird.
13.000 Quadratmeter aus einem Guss
Das sind immerhin knapp 13.000 Quadratmeter. Alternativ hätten rund 13 Kilometer Risse geflickt werden müssen. „Nähte sind immer Schwachstellen“, erklärt Betriebsleiter Ralf Stötzel die Entscheidung. Insgesamt kostet die Maßnahme 7 Millionen Euro. Darin seien auch Veränderungen an Wegen und Geländern sowie Verschönerungsmaßnahmen enthalten. Zudem werden im selben Zuge am Kessenhammer Vorstaudamm die gleichen Arbeiten durchgeführt. „Jetzt ist der Wasserstand einmal niedrig.“
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© Grafik: Ruhrverband
Um die Deckschicht abzufräsen und neu teeren ist schweres Gerät nötig. Das wird aus Zürich hergeschafft. „Es gibt nur sehr wenige Firmen, die so etwas können“, erklärt Bauleiter Klahn. Er rechnet mit einigem Baustellen-Tourismus – vor allem von Fachleuten: „Schließlich finden solche Maßnahmen nicht jeden Tag statt.“ Rund 17.000 Tonnen Asphalt sind für die Fläche nötig, rechnet Bauleiter Klahn vor. Die werden aus einem Mischwerk in Freudenberg angefahren. Die Arbeiten erfolgen mit speziell umgebauten Straßenbaumaschinen, die von schweren Windenfahrzeugen an der 30°-Schräge abgeseilt werden.
Touristenattraktionen: Baustelle, Uferzonen und "Schabernack"
Auch für Erholungsuchende gibt es einiges zu sehen, obwohl der Damm komplett gesperrt ist. Umleitungen für Fußgänger und Radfahrer sind ebenso eingerichtet und ausgeschildert wie Zufahrtswege. Der Biggolino fährt statt des Hauptanlegers während der Bauzeit die Waldenburger Bucht an, wo auch die Biggedampfer anlegen werden. Die Aussichtspunkte an beiden Enden des Staudamms bleiben erreichbar.
An schönen Wochenenden sind nach Erkenntnissen des Ruhrverbandes bis zu 10.000 Menschen auf dem Biggedamm unterwegs. Grund genug, die Sperrung so minimal wie möglich zu halten und die Wanderwege entsprechend aufwändig herzurichten. Nicht nur die Bauarbeiten dürften eine Touristenattraktion werden. Auch der Blick auf die freigelegten Uferzonen ist nur ganz selten möglich. Zuletzt war der Pegel der Biggetalsperre vor zwölf Jahren so niedrig wie demnächst. Im extrem trockenen Sommer 2003 war der „Schabernack“ vor dem Damm zu sehen. Der verlängerte Bergrücken wird auch diesmal wieder aus dem Wasser ragen, weiß Ralf Stölzel.
50 Jahre ohne Sanierung: Deutscher Rekordmeister
„Die Arbeiten müssen noch in diesem Jahr abgeschlossen werden“, begründet der Betriebsleiter den Zeitpunkt der Sanierungsmaßnahme. „Wir brauchen den Winter, um die Talsperre wieder zu füllen.“ Zudem sind laut Bauleiter Klahn etwa zwei regenfreie, möglichst warme Wochen notwendig, in denen der Damm neu geteert wird. Die Wasserversorgung von Ruhr und Ruhrgebiet wird derweil durch die Talsperren im Norden des Verbandsgebietes, Henne, Möhne und Sorpe, sichergestellt. Die Schäden an der Staudammdecke sind nicht nur alters-, sondern vor allem umweltbedingt. „Sie entstehen durch Sonne, Frost und Pflanzenbewuchs“, erklärt Ralf Stölzel. In tieferen Wasserregionen ist die Temperatur konstant und die UV-Belastung aufgrund von Sedimentablagerungen geringer. Zudem wird Asphalt spröde und rissig, wenn er zu sehr austrocknet, was unter Wasser nun mal ausgeschlossen ist. Mit 50 Jahren ohne große Sanierungen sei der Biggedamm deutscher Rekordmeister, so Ruhrverbandssprecher Markus Rüdel.
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