Musical am St.-Ursula-Gymnasium-Attendorn - ernster Stoff in frechem Gewand

Unterhaltsamer Geschlechterkampf


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Die Schüler brachten die 1960er Jahre auf die Bühne. von Wolfgang Hesse
Die Schüler brachten die 1960er Jahre auf die Bühne. © Wolfgang Hesse

Attendorn. Das Musical „Made in Dagenham“ ist das aktuelle Projekt auf der Bühne des St.-Ursula-Gymnasiums in Attendorn. Die Verantwortlichen trafen sich jetzt zur kritischen Auswertung der Aufführungen am ersten Februar Wochenende.


Der Weg vom ersten Casting bis zur Generalprobe war bei dieser Produktion steinig. Streit um die soziale Frage und der Gleichberechtigung von Männern und Frauen, da widerstand die Story jeder einfachen Form der Erarbeitung. Schüler, aber auch die Lehrer in der Inszenierung und Umsetzung hatten lange mit dem sperrigen Thema zu kämpfen.

Das wurde einhellig im Rückblick festgehalten. Der Knoten platze erst wenige Tage vor der Generalprobe. Markus Pröll, mit der Aufgabe des Produzenten betraut, berichtete von einem tollen Kartenvorverkauf. Das vertrieb die Mega-Sorge, dass nach der Corona-Pandemie das Interesse am Musiktheater auf dem Heiligen Berg in Attendorn erloschen sein könnte.

Raphaele Voß Inszenierung & Tanz, Markus Pröll Produzent & Organisation, Christoph Schulte, Musik & Orchesterleitung (von links) von Wolfgang Hesse
Raphaele Voß Inszenierung & Tanz, Markus Pröll Produzent & Organisation, Christoph Schulte, Musik & Orchesterleitung (von links) © Wolfgang Hesse

Im Schauspiel überzeugten gleichermaßen Mia Koch und Jule Sommerhoff in der Hauptrolle der Rita. Sie und ihre Ehemänner Jona Baltes und Niklas Groll trugen die zweieinhalbstündige Aufführung in einer überragenden Kombination aus Gesang und Theater. Die künstlerische Leitung teilten sich Raphaele Voß für Inszenierung und Tanz und Christoph Schulte für die Musik. Insgesamt 128 Menschen waren auf und hinter der Bühne aktiv.

Proben am Wochenende

„Alle großen Proben und auch die Generalprobe finden an Samstagen und sonntags statt. Das nehmen die Schüler fast klaglos auf sich. Und auch die Eltern, die nicht nur den Fahrdienst übernehmen, sondern bei der Generalprobe donnerstags fast bis Mitternacht auf ihre Sprösslinge warten mussten“, so zog Raphaele Voß ein durchaus zwiespältiges Fazit.

Christoph Schulte als musikalischer Leiter war zufrieden. Er arbeitete über Wochen an der musikalischen Literatur, um sie passgenau im ambitionierten Schülertheater umzusetzen. Dabei setzte er auf ein kleineres Orchester mit einer Reihe von ehemaligen Schülern.

Die Schüler brachten die 1960er Jahre auf die Bühne. von Wolfgang Hesse
Die Schüler brachten die 1960er Jahre auf die Bühne. © Wolfgang Hesse

Vierzig Darsteller kamen zum Einsatz. Fast alle Rollen waren doppelt besetzt. Einerseits konnte so die Gefahr durch Corona und Erkältungskrankheiten begrenzt werden, da Ersatz bereitstand. Es kamen weitere 45 Personen im Ensemble mit Tänzerinnen, Comedians, Bodyguards, Reportern und Nebendarstellern gelegentlich in mehreren Rollen aktiv dazu.

20 Szenenbilder

Schmunzelnde Reaktionen heimsten die Beamten des Premierministers ein. Allesamt Lehrer: Kevin Risch, Sebastian Ohm und Pater Sebastian Springob. Doch sie mussten klaglos hinnehmen, dass ihnen Martin Springob und Louis Voß als Harold Wilson ebenso die Show stahlen wie die recht zwiespältige Ministerin, dargestellt von Carolin Springob und Paula Schulte.

Licht und Ton wurden von Schülern besorgt. Einzig beim Ton war ein Profi als Berater eingesetzt. Das Bühnenbild aus den Kunstkursen von Ihmke Otterbach war flexibel den 20 Szenen angepasst und künstlerisch ansprechend. Silvia Weidemann in der Maske und beteiligt am Kostümfundus gelang es überzeugend, die handelnden Personen in Menschen der 1960er Jahre zu verwandeln.

Wahre Geschichte

Das recht unbekannte Musical erzählt die wahre Geschichte von Freundschaft, Liebe und Kampf um die Gleichberechtigung erfrischend komisch. Beim Autohersteller Ford in England arbeiten 1968 fast ausschließlich Männer.

Doch als die 187 Frauen, die in der Fabrik im englischen Dagenham für die Hälfte des Männerlohns Polster für die Autos herstellen, auch noch auf das Niveau ungelernter Arbeiterinnen herabgestuft werden sollen, haben sie genug. Was mit Protesten für mehr Lohn beginnt, wird schnell zu einem Kampf für Gerechtigkeit: Die Frauen fordern den gleichen Lohn. Sie bringen die riesige Maschinerie der Autofabrik zum Stillstand. Erfolgreich! Zwei Jahre später wird Ford zum internationalen Vorbild für Lohngleichheit.

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