Mit dem Nachtwächter einiges über die Attendorner Geschichte erfahren

Zahlreiche Teilnehmer bei der Führung durch die Innenstadt


Topnews
Nachtwächter Peter Höffer (vorne Mitte), Marktfrau Hulda und der Ritter vom Werth werden von vielen Interessenten durch die rauhe Nächte begleitet. von Nicole Voss
Nachtwächter Peter Höffer (vorne Mitte), Marktfrau Hulda und der Ritter vom Werth werden von vielen Interessenten durch die rauhe Nächte begleitet. © Nicole Voss

Attendorn. Die „Rauhnächte“ zwischen dem ersten Weihnachtstag und dem 6. Januar sind begleitet von Sagen, Mythen und Legenden. Weniger mystisch, dafür unterhaltsam und informativ führte Nachwächter Peter „Pittjes“ Höffer am Freitag, 27. Dezember, durch Gassen und Straßen der Stadt Attendorn.


Zahlreiche Interessenten genossen Einblicke in die Geschichte des Sauerländer Doms, des Bieketurms und der Stadt. Dieter Auert, ehemaliger Nachtwächter und Vorgänger von Peter Höffer begrüßte die Interessenten unter dem leuchtenden Weihnachtsbaum auf dem „Alter Markt“ passend mit „Jingle Bells“.  Das Attendorner Urgestein machte deutlich: „Alles hat seine Zeit. Sie ist nicht käuflich. Heute nehmen wir uns Zeit.“ Das hatten die Anwesenden, die sich im Laternenschein durch die Hansestadt führen ließen, bereits eingeplant.
 von Nicole Voss
© Nicole Voss
Peter Höffer erklärte, dass ein Nachwächter früher keinen guten Status hatte: „Ein Nachtwächter war eine arme Socke, am Rande der Bevölkerung, mit acht bis 12 Blagen und einer twersen Frau.“ Kaum waren die Lacher verhallt, der nächste Kalauer: „Wir haben auch viel Durst. Es ist trockene Luft. Wir freuen uns, wenn sie was in das Körbchen der Marktfrau Hulda (Andrea Stiesberg) schmeißen, zum Tee trinken.“ Nachdem die Valberter Jäger zu Salutschüssen angesetzt und das Bläserkorps „Horrido“ ein Stück gespielt hatte, ging es los.
Die Attendorner wissen ihre Kirche zu schätzen
Begleitet von der Marktfrau, dem Ritter vom Werth (Günter Sagafe) und den Besuchern führte der Nachtwächter, ausgestattet mit Hellebarde, Licht und Horn die Interessenten zunächst in den Sauerländer Dom, die einzige gotische Hallenkirche des südlichen Sauerlandes. Dank des Küsters Mathias Goebel war das Gotteshaus geöffnet und muckelig warm. Bei Außentemperaturen um den Gefrierpunkt auch eine willkommene Gelegenheit zum Aufwärmen. Nachwächter Höffer erklärte, dass die Attendorner das bedeutende Gebäude zu schätzen wissen. Seit dem Jahr 800 ist es die vierte Kirche am gleichen Ort.
Bildergalerie starten
Mit dem Nachtwächter einiges über die Attendorner Geschichte erfahren
Am Taufstein aus der zweiten Kirche, der erhalten geblieben ist, werden seit fast 1000 Jahren Kinder getauft. Weitere Besonderheit in der Weihnachtszeit: Die Krippe steht unter einem gotischen Bogen, ähnlich der Kirche und ein Junge hält eine Ostersemmel in der Hand. Eine Anekdote mit Erinnerungswert: Im Jahr 1986 animierte Stacho Beul den damaligen Pfarrer Klinkhammer von einer Brücke in die Bigge zu springen. Als „Belohnung“ gab es die achte Glocke für die Kirche.
 von Nicole Voss
© Nicole Voss
Auch zu Pfarrer Andreas Neuser hatte Peter Höffer scherzhaft ein Vertelleken parat: „Er ist ein toller Typ, der leider nur zwei Makel hat: Er stammt aus dem Siegerland und ist Schalke-Fan.“ Durch die Truchseßgasse folgte  das geschichtsinteressierte Publikum dem Nachtwächter zum Bieketurm, der aufwändig federführend von der Schützengesellschaft saniert wurde. Nach dem 90-minütigen Rundgang hatten die Besucher viel Neues erfahren und oft gelacht.

Ein weiterer Nachtwächter-Rundgang durch die Hansestadt findet am Samstag, 28. Dezember, um 19 Uhr statt.
Artikel teilen: