Medienkompetenz gegen Online-Sucht
Infoveranstaltung in Attendorn
- Attendorn, 17.09.2017
Attendorn. „Hohe Suchtpotentials von Online-Computerspielen und sozialen Netzwerken - wann ist es zu viel und wie kann ich agieren?“ Um diese zentrale Frage ging es am Mittwoch im Restaurant der Stadthalle Attendorn bei einer Informationsveranstaltung, zu der die SPD-Bundestagskandidatin Nezahat Baradari eingeladen hatte. Vier Experten hielten Vorträge und warben dafür, die Medienkompetenz zu stärken.
Schon immer hätten sich Jugendliche dem aktuellen Zeitgeist angepasst. Es sei nicht erstaunlich, dass in einem digitalen Zeitalter eine neue Sucht in den öffentlichen Fokus geraten ist: die Mediensucht. Die Nutzung sozialer Netzwerke, das Surfen und Spielen im Internet, die Spielkonsole und das Smartphone hätten einen derart starken Reiz, dass Nutzer die Zeit darüber vergessen. Konflikte könnten entstehen, wenn die Nutzung so intensiv wird, dass darüber alle anderen Aktivitäten vernachlässigt werden, erklärten Facharzt Michael Achenbach und Dr. Uwe Büsching.
Kinder wachsen in einem dicht umlagerten Medienfeld auf. Die Anzahl der Medien sei so vielfältig wie ihre Nutzungsmöglichkeiten und mache vor Kinderzimmern nicht Halt. Eltern seien hierbei selbst die wichtigsten Vorbilder. Gefahren bergen vor allem die Chatrooms, Online-Spiele und Sex-Seiten im Internet. Hier erfüllten junge Online-User sich „all die Sehnsüchte und verlieren sich in den Weiten des Netzes. Müdigkeit und Konzentrationsmangel, Leistungsabfall, Vernachlässigung früherer Beschäftigungen und Kontakte sind mögliche Auswirkungen“, erklärten Achenbach und Büsching.
Beate Stocks, neue Chefärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie an der DRK-Kinderklinik Siegen, machte in ihrem abschließenden Referat deutlich, dass vor allem die Nebenwirkungen einer Mediensucht, wie Einsamkeit, Bindungsprobleme, sozialer Rückzug, Depressionen zunähmen.
„Wir wissen alle, dass es gesünder ist, mit einem ICE zu fahren als sich ihm in den Weg zustellen, sagte Stocks. Sie hatte im Vorfeld den Konsum von Medien mit einem ICE verglichen. Der Zug brauche sichere Schienen und Verkehrsschilder, damit es nicht zum Supergau kommt. Im übertragenen Sinn seien also für den Online- und Medienkonsum Rahmenbedingungen erforderlich, so Stocks. Im Zeitalter einer digitalisierten Welt sei es daher wichtig, die Medienkompetenz zu stärken. Internetverbote allerdings „bewirken oftmals das Gegenteil“.