„Kritiker werden als Gegner abgestempelt“

Leserbrief zum Wall Center


Grafik Leserbrief von privat
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Attendorn. Christian Springob aus Attendorn kritisiert in seinem Leserbrief die Sitzungsvorlage für den Planen, Bauen, Klima und Umwelt Ausschuss, der am Montag, 5. September, tagt. Diese umfasst im öffentlichen Teil 25 Tagesordnungspunkte. Springob ist der Meinung, dass vieles durchgewunken wird und dass beim Thema Wall-Center Kritiker abgestempelt werden.


„Seit kurzem ist die Mammut-Sitzungsvorlage online einsehbar. Ich frage mich, wie solch eine Vorlage überhaupt vom Ausschuss bearbeitet werden kann, um tatsächlich fundierte Entscheidungen zu treffen. Ich möchte behaupten: Da wird einiges durchgewunken.

In der aktuellen Vorlage sind die Abwägungen zu den Stellungnahmen „Wall Center“ angehängt. Es fällt auf, wie fundierte Argumente abgeschmettert werden. Wenn ganzheitliche Zusammenhänge von der einwendenden Person aufgezeigt werden und damit das Vorhaben Wall Center in Frage gestellt wird, heißt es: „Ist nicht Gegenstand des vorliegenden Bauleitplanverfahrens“.

Bei vielen Fragen bleiben Antworten offen

Die Bürger, die nicht grund- und ahnungslos die Einwände geschrieben haben, fühlen sich von der Verwaltung und großen Teilen des verwaltungsnahen Stadtrates vor den Kopf gestoßen. Es ist nie richtig zugehört worden, bei vielen Fragen sind bis heute die Antworten offen geblieben.

Um das Thema „Wall Center“ ist es der Stadtverwaltung gelungen, mit Aussagen gezielt Stimmung in Politik und Bevölkerung zu machen. „Wall Center Gegner“, „Monopolstellung Dornseifer“, „Eigeninteresse“ sind nur einige Schlagwörter, womit die Kritiker des Wall Centers abgestempelt werden.

Baustellen und Pandemie hinterlassen Spuren

Dabei geht es den Kritikern um ein gesundes Miteinander in der Attendorner Einzelhandelslandschaft und um das Umsetzen des Innenstadtentwicklungskonzepts. Die letzten Jahre haben im Einzelhandel ihren Tribut gefordert. Baustellen und Pandemie haben deutliche Spuren hinterlassen.

Das Wall Center, wie es geplant ist, wird eine Bedrohung für die Innenstadt sein. Auch wenn von der Verwaltung immer wieder betont wird, dass die laut Gutachten prognostizierten Umsatzumverteilungen ein „Worst-Case“-Szenario darstellen, frage ich mich bei den derart hohen Umsatzumverteilungen, ab wann nicht mehr von einem „Worst-Case“-Szenario gesprochen werden kann.

Jedes Prozent kann ausschlaggebend sein, ob ein Betrieb noch wirtschaftlich arbeitet oder nicht. Daher ist es anmaßend zu postulieren, die Umsatzumverteilungen wären ein „Worst-Case“-Szenario.

Attendorn hat zu viele Baustellen

Einzelhandel ist kein Hobby, die Existenzen vieler Familien sind von den Arbeitsplätzen im Einzelhandel abhängig. Auf deren Kosten das Wall Center zu bauen, halte ich schlicht für verantwortungslos.

Attendorn hat - vor allem im übertragenen Sinne - viel zu viele Baustellen. Viele davon sind hausgemacht. Vieles wird zwar angepackt, aber es erweckt sich bei mir eher der Eindruck eines übertriebenen Aktionismus als nachhaltigen Agierens.

Mir fehlt derzeit eine klare Linie in dieser Stadt. Als Bürger fühle ich mich nicht mehr mitgenommen. Man darf sich zwar kritisch äußern, aber es ändert sich nichts. Vieles wird gefühlt einfach ausgesessen. Daher wünsche ich mir unbedingt eine stete Weiterentwicklung dieser Stadt. Nicht in Hast, sondern mit klugem Weitblick, der nötigen Ruhe, einem breiten Konsens in der Bevölkerung und dann mit aller Konsequenz."

Christian Springob

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