Das Attendorner Unternehmen Gebr. Kemmerich hat am Freitag, 3. Juni, einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. „Wir wollen die Chance nutzen, mit den Instrumenten der Insolvenzordnung das gesunde operative Geschäft von Kemmerich so reibungslos wie möglich fortzuführen sowie unsere Finanzierung und unsere Bilanzstruktur neu aufzustellen“, wird Thomas Bergen, seit 2010 Geschäftsführer, in einer jetzt veröffentlichten Presseerklärung zitiert.
Als vorläufigen Insolvenzverwalter hat das Insolvenzgericht den als erfahren geltenden Rechtsanwalt Dr. Jan-Phillip Hoos von der Kanzlei White & Case bestellt. „Gemeinsam mit meinem Team und in Abstimmung mit den Kunden werde ich alles daransetzen, das Traditionsunternehmen Kemmerich dauerhaft zu erhalten. Die Löhne und Gehälter der Mitarbeiter sind über das Insolvenzgeld gesichert. Eine Insolvenzgeldvorfinanzierung ist bereits in die Wege geleitet“, versichert der vorläufige Insolvenzverwalter in der Presseerklärung.
Die Geschäftsführung will Hoos nach eigenen Angaben „dabei unterstützen, das Unternehmen fortzuführen und die Zukunft von Kemmerich zu gestalten“. Thomas Bergen verweist außerdem darauf, dass das Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen KPMG die Prozesse und weitere Strategie der des Traditionsunternehmens Kemmerich als „technisch, strukturell und leistungswirtschaftlich gut aufgestellt“ habe.
Der Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens war nötig geworden, nachdem die Konsortialbanken Vorschläge des Attendorner Unternehmens zur von sich gewiesen hatten. Das Verfahren schließt die Tochtergesellschaft Werkzeugbau Gebr. Kemmerich GmbH & Co. KG im sächsischen Gröbern mit ein.
Am Donnerstag hatte Thomas Schulz, Pressesprecher der Kemmerich-Geschäftsleitung, auf Anfrage von LokalPlus erklärt, dass der Zahlungsverzug bei den Angestelltengehältern auf Wertkorrekturen in der Jahresbilanz für 2015 zurückzuführen sei. Personalkürzungen, so Schulz weiter, seien nicht geplant.
Das Unternehmen wurde 1897 von Albert Kemmerich in Attendorn gegründet und ist bis heute als Spezialist für Metallverarbeitung in Familienbesitz. Seit 50 Jahren ist Kemmerich als Zulieferer in der internationalen Automobilindustrie etabliert. Kemmerich Metal Engineering konzentriert sich darauf, hochwertige Stanz-, Zieh- und Biegeteile aus unterschiedlichen Materialien mit dem Anspruch an Leichtbau zu konzipieren, zu konstruieren und zu produzieren.
Weltweit beschäftigt Kemmerich Metal Engineering rund 1.000 Beschäftigte – im Attendorner Stammhaus (rund 650 Mitarbeiter), dem Werk in Niederau-Gröbern (rund 80 Beschäftigte, nahe Dresden) sowie Werken in Valencia (Spanien), Valasská Polanka (Tschechien) und seit 2015 auch in Auburn (Alabama). Der Jahresumsatz betrug zuletzt rund 200 Mio. Euro.