Justizvollzugsanstalt Attendorn feiert 50-jähriges Bestehen
Jubiläum der ersten offenen Vollzugsanstalt in NRW
- Attendorn, 25.05.2018
- Von Ina Hoffmann

Attendorn. Anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Justizvollzugsanstalt Attendorn fand am Freitag, 25. Mai, ein Festakt mit gut 100 geladenen Gästen im alten Gutsgebäude statt. Zu den Gästen zählten Vertreter aus Politik, Verwaltung, Justiz und Polizei sowie ehemalige Mitarbeiter und Anstaltsleiter.


In Grußworten blickten der Staatssekretär des Ministeriums der Justiz Nordrhein-Westfalen, Dirk Wedel, Michael Färber als Vorsitzender des Beirates der JVA, Attendorns Bürgermeister Christian Pospischil, Markus Bruck, Vorsitzender des Personalrats der JVA, und Dr. Klaus Koepsel, erster Leiter der Anstalt, auf die bewegte Geschichte des Gutes und die Erfolge des offenen Vollzugs in Attendorn zurück.

Schließlich ging das alte Klostergebäude einschließlich Park und heutigem Anstaltsgelände im Jahr 1956 im Zuge der Realisierung des Plans zum Bau der Biggetalsperre in den Besitz des Ruhrtalsperrenverbandes über. Dieser errichtete ein Barackenlager, in dem die Arbeitskräfte für den Bau der Talsperre untergebracht wurden. Die Justizverwaltung Nordrhein-Westfalens erwarb 1967 das 6,3 Hektar große Gelände mit Gutsgebäude, Unterkunftsbaracken und einigen provisorischen Funktionsgebäuden.

„Dabei sind Justizvollzugsanstalten in etwa so beliebt wie Atomkraftwerke. Niemand war damals besonders begeistert, dass ausgerechnet das beschauliche Attendorn der Standort für den ersten offenen Vollzug in NRW werden sollte“, sagte Ulf Borrmann, Leiter der Anstalt.
„In den Anfangsjahren waren hauptsächlich Verkehrssünder die Insassen. Wer mit 1,5 Promille am Steuer erwischt wurde, musste zu uns kommen. Da kamen auch einige Leute mit angesehenen Berufen, aus hohen Positionen hierher: Führungskräfte, Vorstandsmitglieder, Firmenchefs, sogar Vertreter der Justiz. Diese Leute aus ganz normalen Verhältnissen, wenn man das so sagen kann, waren allein durch den Umstand, dass sie einen blauen Gefängnisoverall tragen sollten, schon fast geläutert. Und die Attendorner kamen mit der Zeit zu der Einsicht, dass die Insassen der hiesigen JVA gar keine abgebrühten Berufsverbrecher waren, vor denen sie Angst haben mussten“, berichtete Dr. Klaus Koepseln aus seinen Jahren als Leiter der Anstalt.

Als Geschenk zum Jubiläum überreichte er ein Bild des „Ewigen Kronos“, eine Darstellung des griechischen Gottes Kronos mit Flügeln und Schere, der als Sinnbild für den Ablauf der Zeit gilt. Das Original stand im 18. Jahrhundert im damaligen Augustinerkloster Ewig und ist heute im Museum für Kunst- und Kulturgeschichte Dortmund zu sehen.
Im Laufe der vergangenen 50 Jahre hat sich die JVA am Südrand der Hansestadt baulich und inhaltlich weiter entwickelt. In drei Bauabschnitten wurden zwischen 1978 und 1988 die Holzbaracken, in denen die Häftlinge untergebracht waren, durch fünf Häuser mit Wohngruppen ersetzt; Werkstätten, Garagen und eine neue Pforte entstanden. Die Räume des ehemaligen Klosters wurden zu Gemeinschaftsräumen umgebaut, in denen die Häftlinge heute essen und Sport treiben.
Zuständig ist die Anstalt, die über insgesamt 428 Haftplätze verfügt, hauptsächlich für erwachsene männliche Inhaftierte aus dem Landgerichtsbezirk Siegen; aber auch für die Landgerichtsbezirke Hagen, Köln und Bonn werden Strafen vollstreckt.

