Juan Félix I. (Manzano Vela): „Du wirst nur einmal Prinz in Attendorn“

Erinnerung an Gänsehautmomente


  • Attendorn, 07.02.2021
  • Karneval
  • Von Christine Schmidt
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Juan Félix I. (Manzano Vela) ist der Prinz der KG „Die Kattfiller“. Er gehört zur fünfköpfigen Jury im LP-Kostümwettbewerb. von privat
Juan Félix I. (Manzano Vela) ist der Prinz der KG „Die Kattfiller“. Er gehört zur fünfköpfigen Jury im LP-Kostümwettbewerb. © privat

Attendorn. „Du kannst dich zehnmal scheiden lassen. Aber du wirst nur einmal Prinz in Attendorn“, sagt Juan Félix Manzano Vela mit einem verschmitzten Lächeln im Gesicht. Aktuell ist er wohl besser bekannt als Prinz der KG „Die Kattfiller“ in Attendorn: Juan Félix I. (Manzano Vela). LokalPlus stellt das erste Jurymitglied des Kostümwettbewerbs vor.


Enttäuscht. Frustriert. Traurig. So beschreibt der aktuelle Prinz die Situation, wie es ihm, aber auch allen anderen Karnevalisten geht. Die Enttäuschung ist ihm während des Videocalls anzusehen. „Das Herz blutet, man weiß nicht wohin mit seinen Gefühlen“, sagt der spanische Vollblutkarnevalist. Jetzt wäre für ihn wieder die heiße Phase in Attendorn. Aber schon vor dem 11.11 wusste er, dass die Session abgehakt ist. „Den 11.11 hab ich trotzdem gefeiert. Mit Mettbrötchen und ein paar „Pülleken“ zu Hause in Frankfurt.“

Ein Jahr länger Prinz sein. „Das ist nicht normal und sehr außergewöhnlich, habe ich zu unserem Kinderprinzen Leo II. (Otte) gesagt“, erzählt der zweifache Familienvater. Die Kattfiller ließen sich etwas einfallen, um die ausgefallene Session irgendwie nachzuholen. „Aber nach meiner Proklamation hatte ich fünf unfassbar tolle Tage“, ist Prinz Juan Félix I. froh. „Ich habe von Donnerstag bis Dienstag alles gegeben“, lacht er. Wäre Karneval nur eine Woche später gewesen, hätte man das wahrscheinlich alles vergessen können.

„Mit dem schönen Virus infiziert“

Die fünfte Jahreszeit bedeutet dem 47-Jährigen alles. Schon als Baby wurde er im Kinderwagen zum Umzug genommen und half als Kind bei den Wagenbauern der Spanischen Elternvereinigung mit. „In Attendorn wächst man da einfach rein und wird mit diesem schönen Virus infiziert.“ Keine Frage, dass Manzano Vela später als Jugendlicher in die Prinzengarde ging und dort seit 27 Jahren aktiv ist. „Auch wenn ich mit 19 beruflich weggezogen bin, ich bin damals jedes Wochenende nach Attendorn gekommen.“

Und so ist es auch heute noch. Zwar nicht mehr jedes Wochenende, aber zum Karneval kommt die ganze Familie mit. So war es auch am Altweiberdonnerstag, am Tag der Prinzenproklamation. „Das war der schönste Augenblick überhaupt“, erinnert sich der Prinz. Außer seiner Frau Barbara, den Pagen und seiner Familie habe er niemanden eingeweiht, dass er der neue Prinz in Attendorn wird – selbst seine Kinder wussten nichts.

Frau Barbara war in die Prinzen-Pläne eingeweiht. Sohne Rubén Noé und Tochter Penélope erfuhren es kurz vor der Proklamation.   von privat
Frau Barbara war in die Prinzen-Pläne eingeweiht. Sohne Rubén Noé und Tochter Penélope erfuhren es kurz vor der Proklamation. © privat

„Die dachten an dem Tag, wir gehen Karneval feiern wie immer“, erzählt der Familienvater. Auf dem Weg in die Tiefgarage des Rathauses wurden die Augen der Kids immer größer. „Dann habe ich mich im Ratssaal hingekniet und gesagt: ‚Ich muss mich bei euch entschuldigen. Ich werde der Prinz von Attendorn‘“. Ein absoluter Gänsehautmoment. „Da sind mir die Tränen in die Augen geschossen.“

Einmal Prinz in Attendorn sein. Für den Familienvater ein großer Traum. Die Liste an Bewerbern ist lang. Der Prinz erzählt, dass manche genau auf ein bestimmtes Jahr, zum Beispiel ein Jubiläum des Vaters, spekulieren – das klappt allerdings nicht immer. „Auch mein Name wurde lange gehandelt“, so Manzano Vela.

"Ich war so nervös, einfach verrückt.“

„Ich finde es toll, da unten auf dem Platz zu stehen und niemand weiß, wer der neue Prinz ist“, sagt der 47-Jährige. „Und letztes Jahr war auf einmal ich auf der anderen Seite. Ich war so nervös, einfach verrückt.“ Für ihn fühlte sich alles an wie ein Film. „Erst als ich auf dem Prinzenwagen stand und durch meine Heimatstadt gefahren bin, habe ich realisiert, dass ich Prinz bin“, beschreibt er dieses Gefühl. „Das ist Gänsehaut pur. Ich bin jedes Jahr mitgegangen, aber dort oben zu stehen – ich kann‘s nicht in Worten beschreiben.“

Der Veilchendienstagszug in Attendorn breche jedes Jahr einen anderen Rekord, sagt Manzano Vela. Immer mehr Gruppen melden sich an. Das zu organisieren, sei eine „logistische Meisterleistung“. Überwältigend ist für den Prinzen jedes Jahr die Leistung der Wagenbauer, die sich schon Monate vorher Gedanken machen. „Der Straßenkarneval ist einfach toll. Wir haben auch schon im Regen getanzt, bis das Konfetti abgefärbt hat“, lacht der spanische Karnevalist.

Juan Félix Manzano Vela mit seinen Pagen Sandra Schmitz, geb. Potthoff und Elena „Elli“ Rudi. von privat
Juan Félix Manzano Vela mit seinen Pagen Sandra Schmitz, geb. Potthoff und Elena „Elli“ Rudi. © privat

„Was für mich Karneval ausmacht? Die pure Lebensfreude“, strahlt er. „Mit allen Schichten ist man eins, alle sind gleich, egal, wer du bist und woher du kommst.“ Für ihn gab es immer nur das Motto „Wir sind Prinz“, weil ihn Familie, Pagen und Freunde immer unterstützt haben.

Mehr noch: Während der närrischen Tage stellten Freunde der Familie ihr Haus als Hauptquartier des Prinzen zur Verfügung – da dieser ja in Frankfurt wohnt. „Wir haben das ganze Haus meiner Pagin Sandra Schmitz in Beschlag genommen – selbst die Oma ist mit eingezogen“, erzählt Manzano Vela und lacht.

Kein kommerzieller Karneval  

Juan Felix I. Ist ein großer Fan des rheinischen Karnevals. Nicht umsonst wird die Hansestadt auch „Klein Colonia“ genannt. „Aber eins muss ich sagen: Der Attendorner Karneval ist nicht so kommerziell wie der Kölner.“ Dort fahren die Garden mit Werbung auf den Autos herum.

In Attendorn könne immerhin jeder Prinz werden. Naja, fast jeder, ein gewisses Maß an jeckem Frohsinn sollte dann doch vorhanden sein. Eben genauso „verrückt“ und voller Leidenschaft wie Prinz Juan Félix I. (Manzano Vela)

Info

Übrigens: So ganz ohne Karneval geht es für die Kattfiller in diesem Jahr auch nicht. Man möchte den Attendorner und Jecken ein wenig Freude und kunterbuntes Programm digital in die Herzen bringen.

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