In der vergangenen Woche haben die Ratsmitglieder in einer Sondersitzung festgelegt, dass bei 840 Flüchtlingen in der Hansestadt die Grenze erreicht ist, was die menschenwürdige Unterbringung, erfolgreiche Integration und gesellschaftliche Akzeptanz angeht. In einem Schreiben an Regierungspräsidentin Diana Ewert hat Bürgermeister Christian Pospischil nun um Verständnis für diese Zahl gebeten und die Überlegungen der Stadtverordneten ausgeführt. Das Schreiben im Wortlaut:
„Sehr geehrte Frau Regierungspräsidentin Ewert,
in einer Sondersitzung hat sich die Stadtverordnetenversammlung am 11. Januar 2016 intensiv mit der Flüchtlingssituation in Attendorn befasst. In der von großer Sachlichkeit, Ehrlichkeit und Offenheit geprägten Debatte wurde die von großem ehrenamtlichem Engagement getragene Aufnahme und Integration von Asylbewerbern und Flüchtlingen in der Hansestadt Attendorn ausdrücklich begrüßt. Allerdings wurde auch festgestellt, dass die enorme Zahl der Flüchtlinge alle staatlichen Einrichtungen und auch die Gesellschaft zunehmend überfordert.
So zeichnet sich in Attendorn ab, dass sich die Flüchtlingszuweisungen trotz der von der Bundesregierung beschlossenen Maßnahmen in einer Größenordnung von rd. 25 Flüchtlingen je Woche ungebremst fortsetzen. Hinzukommen noch hohe temporäre Zusatzzuweisungen aufgrund der Aufgabe der Rundturnhalle als Notunterkunft des Landes. Dies bedeutet, dass die Hansestadt Attendorn immer schneller weitere Unterkünfte in großer Anzahl schaffen muss.
Völlig unabhängig von der Finanzierbarkeit dieser Maßnahmen wurde im Rat diskutiert, wie es gelingen soll, diesen Wettlauf zwischen Flüchtlingszuweisungen und Schaffung von immer neuen Unterbringungsmöglichkeiten überhaupt noch zu gewinnen. Dabei wurde deutlich, dass der heimische Wohnungsmarkt kaum noch Unterbringungsmöglichkeiten bietet und es aufgrund der örtlichen Gegebenheiten immer schwieriger wird, noch geeignete Standorte für gesellschaftspolitisch verträgliche Unterkünfte zu finden. Erschwerend kommt hinzu, dass die Hansestadt Attendorn den vielen Flüchtlingen keine nachhaltigen Integrationsperspektiven bieten kann, solange immer neue Zuweisungen erfolgen.