Historische Stadtführung durch Attendorn mit Pestkranken, König und Feuer

Lebendige Stadtgeschichte


  • Attendorn, 19.11.2017
  • Von Barbara Sander-Graetz
    Profilfoto Barbara Sander-Graetz

    Barbara Sander-Graetz

    Redaktion

Topnews
 von Barbara Sander-Graetz
© Barbara Sander-Graetz

Attendorn. Auch die dritte Event-Stadtführung durch Attendorn sorgte wieder einmal für lebendig gewordene Stadtgeschichte: In drei Führungen von jeweils rund zwei Stunden sind jeweils 80 Erwachsene und Kinder dem Stadtausrufer Tobias Schrottke und seinem Vater Manfred am Samstag, 18. November, durch die Hansestadt gefolgt.


Startpunkt war in diesem Jahr die Alte Post. 14 Stationen hatten die Macher rund um das Team von Frank Burghaus und Susanne Schnatz vom Stadtmarketing vorbereitet. Doch bis alles reibungslos laufen konnte, war eine Menge Arbeit im Vorfeld angesagt gewesen. Dabei galt es auch, geeignete geschichtliche Punkte zu finden und mit Personen auszustatten, die die Geschichte lebendig darstellten.
Bildergalerie starten
Historische Stadtführung durch Attendorn mit Pestkranken, König und Feuer
Am Pulverturm traf die Gruppe auf Peter Plugge alias Ferdinand Bellebaum. Bellebaum war Leinenweber und brannte während des Ersten Weltkrieges am Pulverturm Zichorienkaffee, besser bekannt als „Muckefuck“. Natürlich träumte auch er damals von echtem Kaffee. Sein Traum von einst ist heute in Erfüllung gegangen: Der „Arbeitskreis Fairer Handel Attendorn“ bietet den ersten Attendorner Stadtkaffee mit dem Namen „Bellebaums Traum“ an.
Die Schlacht gegen die Schweden
Am Bieketurm, den Zeughaus der Schützen, konnten die Gruppe hautnah die Schlacht der Attendorner Schützen gegen die Schweden erleben. Nur mit Hilfe von Bienenstöcken konnte die Hansestadt seinerzeit verteidigt werden. Wieder mit dabei war auch Frank Theis als Erzbischof Gebhard Truchseß von Waldenburg. Er erzählte die „wahre Geschichte der Kattfiller“, die Uli Selter an einer anderen Stelle der Führung auch nochmals vertont präsentierte.
Bildergalerie starten
Historische Stadtführung durch Attendorn mit Pestkranken, König und Feuer
Sehenswert und auch ein bisschen schaurig erschien Peter Höffer als „Kallenboel“ aus dem Keller des Sauerländer Doms. Damals, als die Pest in Attendorn wütete, wurde er lebendig begraben und nach seiner Rettung „ging ich nach Köln und durch die benachbarten Gebiete um gegen ein geringes Entgelt vom Volke begafft zu werden“, erzählte er den Besuchern. Die Pest war auch Thema der Theatergruppe Helden. Sie trat in diesem Jahr auf der „Vergessenen Straße“ auf. Bei Fackelschein und Regen begegnete man hier damals echten Pestkranken und Toten – und am Samstag den aufwendig zurechtgemachten Laiendarstellern.
Stadtbrand wird mit Pyrotechnik nachgestellt
Imposant war der Besuch des Königs. Er fuhr standesgemäß mit Kutsche auf dem Markplatz vor und wurde dort von den Schützen der Stadt empfangen. Mit viel Pyrotechnik wurde wieder der große Stadtbrand aus dem Jahre 1783 durch Anna Katharina Schnüttgen, dargestellt. Die Wehr rückte mit dem Handpumpenwagen an. Da waren auch die Teilnehmer gefragt und mussten in Windeseile eine Menschenkette für das Löschwasser bilden. 

Erstmalig dabei waren die Frauen auf der Bleichewiese vor dem heutigen Hallenbad, und auch Uli Selter als Richter am Grenzstein war eine neue Station bei der Führung. Hingegen altbewährt war Peter Höffer im Torenkasten an der gleichnamigen Straße. Im Innenhof des Seniorenhauses St. Liborius trat Dieter Auert als Mönch Franziskus auf und gab Einblicke in die Stadtgeschichte. Als Nachtwächter von Attendorn ist er auf diesem Gebiet ein wandelndes Lexikon.
Bildergalerie starten
Historische Stadtführung durch Attendorn mit Pestkranken, König und Feuer
Das große Finale folgte schließlich auf dem Rathausplatz. Martin Vollmert als Johann König, begleitet von den Attendorner Schützen, verkündete auf dem Rathausbalkon die Neuigkeiten aus der Stadt. Nachdem die neue Stadthymne von Attendorn gespielt worden war, endete die Stadtführung jedes Mal mit viel Applaus und Begeisterung.
Artikel teilen: