Historische Persönlichkeiten geben Einblicke in die Attendorner Geschichte

Endlich wieder Nachtwächter-Führungen


  • Attendorn, 30.12.2022
  • Verschiedenes
  • Von Chiara Martella
    Profilfoto Chiara Martella

    Chiara Martella

    Redaktion


    E-Mail schreiben
Am neuen Narrenbrunnen stieg Nachtwächter Peter Höffer in die Bütt. von Chiara Martella
Am neuen Narrenbrunnen stieg Nachtwächter Peter Höffer in die Bütt. © Chiara Martella

Attendorn. Nach zwei Jahren Coronapause fanden jetzt endlich wieder die Attendorner Nachtwächter-Führungen statt. Dabei ließen sich große und kleine Teilnehmer von historisch gewandeten, originalen Attendornern durch den historischen Teil der Stadt führen.


Zuerst begrüßte Peter Höffer die Besucher in der Rolle des Nachtwächters und erzählte, wie es im Mittelalter auf dem Marktplatz ablief. Begleitet wurde er von einer Marktfrau, einem Hauptmann des Landesbataillons, einem Grafen und einem Ritter. Die Jagdhornbläser „Horrido“ sorgten mit dem traditionellen Sauerländer Halbmond für musikalische Begleitung. Dies geschah unter der Leitung von Alexander Vogt.

Halt an der ältesten Kneipe

Der Weg der Gruppe führte zur ältesten Kneipe in Attendorn: dem Gasthof zum Kuckel. Schon in alten Zeiten sollen dort die Soldaten des Landesbataillons zusammen mit den Bürgern von Attendorn gefeiert haben. An dieser Stelle erzählte Peter Höffer von den Zünften und Bruderschaften aus Attendorn. Die Josef-Zunft, die Agatha-Zunft, die Bruderschaft St. Nikolai und die Bruderschaft St. Sebastian kümmern sich momentan um die Renovierung des gegenüberliegendes Hauses. Es sind die letzten verbliebenen Zünfte und Bruderschaften.

Bildergalerie starten

Mit einem Augenzwinkern erklärte Höffer das berühmte Sprichwort „Wein auf Bier, das rat ich dir. Bier auf Wein, das lass sein.“: Das Sprichwort habe nichts mit körperlichen Folgen des Alkoholkonsums zu tun, sondern stehe für die Gesellschaftsklassen. „Früher tranken reiche Menschen Wein und arme Menschen Bier. So war es dann gut, wenn man vom Biertrinker zum Weintrinker, also von arm zu reich, wurde. Wenn man von Wein zu Bier wechseln musste, war es dagegen nicht so gut.“

Prunkvoller Eingang in die Stadt

Danach ging es zur Wasserstraße, die einst der prunkvolle Eingang der Stadt war. Dort befanden sich die gastronomischen Bereiche, wie zum Beispiel das Hotel Rauch. Es entstand bereits vor dem 30-jährigen Krieg und besteht bis heute.

Weiter führte der Weg zum neuen Narrenbrunnen, wo Peter Höffer sich in die Bütt stellte und die Geschichte des Kattfillers erzählte. Darauf folgte ein dreifacher Kattfiller-Ausruf. Kattfiller heißt Katzenschießer. Der Name kommt daher, dass man damals einen Grafen töten wollte, aber stattdessen eine Katze erschoss.

Die letzten von ehemals zwölf Türmen

Das nächste Ziel war der Pulverturm, in dem damals erst Verbrecher saßen und der später als Munitionslager benutzt wurde. Der Bieketurm war damals zur Abwehr von Eindringlingen am Ennester Tor gebaut worden. „Es sind die letzten der insgesamt zwölf ursprünglichen Türme“, erläuterte der Nachtwächter den Zuhörern.

Peter Höffer führte die Teilnehmer danach weiter zur evangelischen Kirche und berichtete über ihre Entstehung und die berühmten Glocken. Er erklärte auch, dass der erst vor kurzem aufgerichtete Bogen auf dem Rathausplatz zu einem Franziskanerkloster gehörte.

Ein informativer, unterhaltsamer Rundgang durch das historische Attendorn fand – mit freundlichen Abschiedsworten – sein Ende auf dem alten Marktplatz.

Artikel teilen: