„Hackedicht-Schultour“ zu Gast in der Hanseschule

Alkoholprävention mit Tiefsinn und Komik


  • Attendorn, 11.12.2018
  • Von Barbara Sander-Graetz
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    Redaktion

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Mit speziellen Tanzeinlagen startete Eisi Gulp sein Programm. von Barbara Sander-Graetz
Mit speziellen Tanzeinlagen startete Eisi Gulp sein Programm. © Barbara Sander-Graetz

Attendorn. Die „Hackedicht-Schultour“ mit den Kooperationspartnern, der Knappschaft Krankenkasse und dem Deutschen Kinderschutzbund, hat am Montag, 10. Dezember, Halt in der Mensa der Hanseschule Attendorn gemacht. Vor rund 220 Schüler der neunten und zehnten Klassen präsentierte Kabarettist und Schauspieler Eisi Gulp seine Bühnenprogramm zum Thema Sucht.


Es beginnt mit einer Tanzeinlage von Eisi Gulp. Die Schüler wissen nicht genau, was sie davon halten sollen. Einige kichern, einige quatschen mit dem Nachbarn, andere schauen gebannt zur Bühne. Eins ist dem Münchener Schauspieler, Kabarettist und Komödiant sicher: Die Aufmerksamkeit der Kids. Und die braucht er auch, denn das Thema Sucht ist ein großes Thema in dieser Altersklasse.

„Dabei“, erklärt Schulsozialarbeiter Dirk Dupont, „sind nicht Zigaretten das Suchtmittel Nummer eins, sondern Alkohol.“ Raucher sind in beiden Jahrgangsstufen die Minderheit. Rund fünf bis zehn Kids greifen nur zum Glimmstängel. Doch Alkohol- und auch Drogenerfahrung haben die meisten schon hinter sich.
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Die Rollen, in die Eisi Gulp dann auch auf der Bühne schlüpft, sind den meisten bekannt. So schwankt der drahtige Mann als Betrunkener durch die Stuhlreihen und macht die Kids an. Auf der Bühne greift er immer wieder zum imaginären Glas und zieht sich langsam zu, den anschließenden Absturz auf der Toilette inklusive.

„Man trinkt, weil man auf der Suche nach dem Glücksgefühl ist“, bringt der 63-jährige es auf den Punkt. „Wenn wir getrunken haben, haben wir weniger Hemmungen und trauen uns was.“ Doch er macht auch klar, ein Junge ist nicht cool, wenn er betrunken ist und „ein Mann findet eine betrunkene Frau weder schön noch aufregend.“
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Doch nicht nur um Alkohol dreht sich das Bühnenprogramm. Auch andere Suchtmittel werden thematisiert: „Zigaretten turnen nicht einmal an. Die wollen euch nur verarschen.“ Und bei Gras zum Kiffen warnt der Münchener: „Die Händler besprühen die Pflanzen mit Blei, damit sie schwerer werden. Dann kauft ihr kein Gras, sondern zur Hälfte Blei. Das erkennt ihr, wenn ihr es ansteckt und kleine Funken sprühen."

Zum Ende erzählt er auch noch, warum er so engagiert gegen die Suchtmittel kämpft: „Ich hatte mich in Afrika mit Malaria angesteckt. Die Krankheit brach aus und ich lag im Krankenhaus auf der Infektionsstation. Mein Bettnachbar war ein junger Heroinsüchtiger, der sich an einer dreckigen Nadel mit Hepatitis infiziert hatte. Nach zwei Wochen kam seine Mutter zu Besuch. Anstatt zu fragen, wie es ihm geht, beschimpfte sie ihn als Abschaum und Kriminellen. Als sie wieder ging, suchte der junge Mann das Bad auf, setzte sich den goldenen Schuss und ist in der Badewanne ersoffen.“
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Betretenes Schweigen unter den Schülern. „Es bringe nichts, Suchtkranke zu verteufeln. Es sind Kranke, die Hilfe brauchen.“ Daher sei es das Beste, gar nicht erst anzufangen. Mit einem glühenden Appell gegen Fremdenfeindlichkeit und für Menschlichkeit schließt Eisi Gulp das Programm und erntetet großen Applaus bei der jungen Zuhörerschaft.

Mit dem Bühnenprogramm endet allerdings nicht die Suchtprävention. Die Schüler und Lehrer werden an einem Folgetag für den Umgang mit dem Thema Alkoholmissbrauch geschult.

Darüber hinaus werden die Eltern zu einem Gesprächsabend eingeladen. Nach erfolgreichem Abschluss des Projektes erhält die Schule ein Zertifikat von der Knappschaft und dem Deutschen Kinderschutzbund.
Zahlen und Fakten
3698 betrunkene Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 17 Jahren mussten 2016 in Nordrhein-Westfalen wegen der Folgen übermäßigen Alkoholkonsums im Krankenhaus behandelt werden. Dies entspricht einem Anstieg von 1,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Diese Entwicklung zeigt, wie wichtig Präventionsarbeit ist.
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