Gauklerfest Attendorn geht in die 30. Runde

Organisatoren blicken zurück und voraus


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 von Barbara Sander-Graetz
© Barbara Sander-Graetz

Attendorn. Eines der faszinierendsten und größten Comedy- und Musikfestivals in Südwestfalen feiert runden Geburtstag: Das Attendorner Kinder- und Gauklerfest geht am 21. und 22. Juli in die inzwischen 30. Runde. Drei Männer, die von Anfang an dabei sind, blicken zurück auf die Anfänge, sprechen über die organisatorischen Herausforderungen und schauen auf die Neuauflage.


Der Mix aus Spielaktionen, Street-Performances und Bühnen-Acts findet wie gewohnt rund um den „Alten Markt“, den Sauerländer Dom und in den anliegenden Gassen statt. Die Veranstaltung, als kleine Ferienaktion des Jugendzentrums gestartet, ist mit dem steigenden Publikumsandrang stetig gewachsen.

Männer der ersten Stunde sind Jugendzentrums-Leiter und Cheforganisator Otto Haberkamp, Ernst Klein vom Gauklerfest-Team und Olaf Geschwinde, Vorsitzender des Kulturbüros in Attendorn. Die erinnern sich an die ersten Jahre. „Anfangs gab‘s lediglich eine kleine Jonglier-Bühne und einige liebevoll selbstgebaute Kinderspiele“, erinnert sich Ernst Klein. „Aufgetreten sind damals eine engagierte Jugendgruppe und einige Jugendzentrums-Mitarbeiter sowie das erste skurrile Clownstheater.“
Akrobatik und multikulturelle Musik
Gaukler sind aus dem Mittelalter bekannt: Possenreißer, Artisten und fahrende Musikanten, die ihre Fertigkeiten auf Märkten und Festen präsentierten. Die Posse galt als populäres Gegenstück zur höfischen Komödie. Einst war der Begriff Gaukler teilweise negativ besetzt, da mit ihm fahrendes Volk verbunden wurde, das nur darauf aus ist, den unbedarften Bürgern das Geld aus der Tasche zu ziehen.

Das Gauklerfest holt immer noch fahrendes Volk aus aller Herren Länder in die Stadt. In der alten Tradition des Gaukler-Begriffes marschieren alljährlich Artisten, Akrobaten, Seiltänzer, Jongleure, Puppenspieler, Bauchredner und Feuerschlucker auf. Dazu gibt’s eine Auswahl außergewöhnlicher, multikultureller Musikstile.
Mehr als 300 Helfer
„Ursprünglich waren Gaukler, Dirnen und Rattenfänger die Außenseiter im Mittelalter. So entstand der Name Gauklerfest, und wir kultivieren es – ganz im Gegensatz zu mittelalterlichen Märkten“, beschreibt Mitveranstalter Olaf Geschwinde das Konzept. „Wir haben noch nie gerne nur vor der Bühne gestanden, sondern lieber mit den Künstlern etwas Aufregendes geschaffen. Nicht nur die strahlenden Kinderaugen sind die Motivation. Wir wissen einfach, dass es richtig ist.“

Hinter dem lockeren Konzept der lässigen Festival-Atmosphäre steckt ein hoher Aufwand. Acts wollen gebucht, Bühnen und Spielstände aufgebaut, das Gelände abgesteckt und dekoriert sein. „Mittlerweile bringen mehr als 300 Ehrenamtliche ihren körperlichen Einsatz mit ein“, so Olaf Geschwinde. „Dieses Zusammenwachsen zu einer großen Helfer- und Organisationsgruppe macht den besonderen Charme des Festes aus. Man beweist Teamgeist, eine ganze Stadt hält zusammen und sorgt bei den Besuchern für Begeisterung.“
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Gauklerfest Attendorn geht in die 30. Runde
Doch die Arbeit lohne sich stets für alle Beteiligten. „Hinter der Bühne zu stehen und in die lachenden und glücklichen Augen der Kinder zu sehen, ist jedes Jahr die Belohnung“, erzählt Otto Haberkamp vom JuZ. „Aber natürlich sind wir auch stolz darauf, Top-Acts auf die Bühnen der Hansestadt geholt zu haben.“

Und dieses Jahr? Am Samstagabend gibt’s auf dem „Alten Markt“ internationale Comedy-Kunst vom Feinsten. Im Anschluss feiert die Party-Crew bis spät in die Nacht mit den vier Jungs von „Nepomuk“. Die Attendorner Eigengewächse lassen mit einem Sound irgendwo zwischen Punk, Americana, Pop, Folk und Country die Fetzen fliegen und touren mit ihrem rasanten Sound kreuz und quer durch die Republik. Am Sonntag mischen dann schräge Vögel der Kleinkunst- und Comedy-Szene die komplette Hansestadt auf. Den alljährlichen KleinKunstPreis verleihen die Organisatoren am frühen Sonntagabend.

Bei allem Vergnügen hat das Kinder- und Gauklerfestival stets ein ernsthaftes Anliegen: Kinder- und Jugendkultur zu fördern und gesellschaftlich zu integrieren. Auch vor diesem Hintergrund zählt die Veranstaltung für die Organisatoren als ein Leuchtturmprojekt für die gesamte Region.
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