Führungen im Südsauerlandmuseum durch Ausstellung „Rawicz stellt sich vor“

Wurst, Windmühlen und vieles mehr


Museumsleiterin Monika Löcken (3.v.l.) führte die Teilnehmer durch die Ausstellung „Rawicz stellt sich vor“. von privat
Museumsleiterin Monika Löcken (3.v.l.) führte die Teilnehmer durch die Ausstellung „Rawicz stellt sich vor“. © privat

Attendorn. Auf Einladung der Hansestadt Attendorn fanden bereits einige Führungen durch die aktuelle Ausstellung im Südsauerlandmuseum „Rawicz stellt sich vor“ statt. Zum Auftakt des Jubiläumsjahres stellt das Südsauerlandmuseum Attendorns seit der Ausstellungseröffnung am 23. Januar die Partnerstadt Rawicz vor. Die noch recht junge Städtepartnerschaft zwischen Attendorn und der polnischen Stadt wird durch eine breite Unterstützergruppe aus Verwaltung, Schulen, Kirchen, Vereinen und Unternehmen getragen. Coronabedingt aufgeteilt in mehrere Kleingruppen nahmen verschiedene Vertreter dieser Gruppen an Führungen durch die Ausstellung teil.


Nach einem kurzen Überblick über die polnische Geschichte entführte Museumsleiterin Monika Löcken die interessierten Teilnehmer in Attendorns Partnerstadt Rawicz, die einige sehenswerte Exponate und Infotafeln zur Verfügung stellte.

Rawicz ist die Kreisstadt der gleichnamigen Stadt- und Landgemeinde im Bezirk Rawicz. Die Stadt mit heute etwas mehr als 21.000 Einwohnern ist stolz auf die gute Verkehrsanbindung, ein blühendes kulturelles Leben und eine heute wieder florierende Metallindustrie.

Attendorner Partnerstadt ist 384 Jahre alt

Die Ausstellung verdeutlicht die Entwicklung der Stadt seit ihrer Gründung im Jahre 1638. Neben historischen Stadtansichten stehen das „historische Handwerk” – hier besonders die Tuchmacher und Schuhmacher mit ihren Gilden – sowie die Schützen und die Entwicklung der Gewerbe im Mittelpunkt.

Die Stadt liegt etwa fünf Kilometer von der ehemaligen schlesischen Grenze entfernt, an der historischen Handelsstraße von Posen nach Breslau. Die Nähe der Grenze hatte eine große Bedeutung für die Entwicklung, denn Rawicz wurde zum Zufluchtsort für Andersgläubige, die vor der religiösen Unterdrückung durch die Habsburger aus Böhmen und Schlesien flohen. Viele von ihnen waren geschickte Handwerker und Kaufleute.

Es gab in der Stadt 1.107 in Zünften organisierte Meister, die 83 verschiedene Berufe vertraten. Rawicz hatte zeitweise 74 Windmühlen, zwei Brauereien, drei Färbereien und eine Schnapsbrennerei. 1640 wurde die Tuchmacherzunft in der Stadt registriert, ein Gewerbe, dass die Stadt reich werden ließ. Der bis heute bestehende „Rawitscher Schützenverein“ entstand 1642.

Rawiczer Produkte in ganz Polen berühmt

Stadtbrände, Besetzung durch schwedische, russische und sächsische Truppen sowie Epidemien wie die Pest, hemmten jedoch die Entwicklung. Nach den Beschlüssen des Wiener Kongresses kam die Stadt 1815 zu Preußen und wurde Teil der Provinz Posen. Um 1830 bildeten die zumeist evangelischen Deutschen (vor allem Schlesier) die Mehrheit der Stadtbevölkerung. Danach bekam die Stadt einen überwiegend landwirtschaftlichen Charakter, mit Kleinindustrie, einer Tabak- und Zigarrenfabrik, die um 1840 entstand.

Die Struktur der Wirtschaft in der Stadt veränderte sich um 1925. Der land- und forstwirtschaftliche Charakter der Region förderte in Rawicz eine bedeutende Lebensmittelindustrie.

Ausstellung läuft bis zum 6. März

Im Mai 1926 wurde das alte preußische Gefängnis der Stadt zu einer der berüchtigsten Strafanstalten in Polen, in der vor allem Regimegegner einsaßen. Bis 1946 wurde die Stadt von der Kommandantur der Sowjetarmee regiert. Etwa 15.000 sowjetische Soldaten waren im Militärkrankenhaus hinter der Front in Rawicz untergebracht. Von 1946 bis 1956 wurden in diesem Gefängnis etwa 19.000 politische Häftlinge, Regimegegner und Soldaten der antikommunistischen „Heimatarmee“ inhaftiert, 142 Personen wurden dort ermordet.

Die Ausstellung, die noch bis Mittwoch, 6. März, in Attendorn zu sehen ist, wurde durch das Landesmuseum in Rawicz konzipiert. Das Südsauerlandmuseum bietet auf Anfrage Führungen an.

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