Film „Das waren Zeiten!“ zeigt eindrucksvoll Attendorner Geschichte
Zeitzeugen schildern Erlebnisse
- Attendorn, 29.05.2022
- 800 Jahre Stadt Attendorn
- Von Adam Fox
Attendorn. Normalerweise laufen im Attendorner JAC-Kino Filme wie „James Bond“ oder „Mission Impossible“. Jetzt fand jedoch eine Vorführung der anderen Art statt. Im Rahmen einer Filmpremiere wurde rund 50 Zuschauern der Film „Das waren Zeiten! Attendorn zwischen Kriegsende und Stadtjubiläum 1972“ präsentiert. Für alle, die an der Premiere am nicht teilnehmen konnten: es besteht noch mehrmals die Möglichkeit, sich den Film im JAC anzuschauen oder ihn auf DVD zu kaufen.
Bevor der rund 50-minütige Film startete, wollte es sich Bürgermeister Christian Pospischil nicht nehmen lassen, die Macher des Films zu würdigen. Neben einer Reihe von Zeitzeugen, die im Film ihre persönliche Geschichte in Attendorn schildern, hob Pospischil auch jene hervor, die vor und hinter der Kamera gestanden bzw. die Premiere ermöglicht haben.
Dazu zählt unter anderem Christine Finger (Regisseurin), Otto Höffer (langjähriger Stadtarchivar), Dr. Markus Köster (Leiter LWL-Medienzentrum) sowie die beiden Betreiber des JAC-Kinos, Christin und Johannes Cordes. Pospischil bezeichnete den Abend – obwohl 2022 in der Hansestadt viele Highlights stattfinden – als einen, auf den er sich mit am meisten gefreut habe.
In schnelllebigen Zeiten sei für einige das Thema Geschichte eines aus einer anderen Zeit. „Dabei können wir aus der Geschichte Nutzen ziehen für die Zukunft“, so Pospischil. „Anhand von Geschichte kann man sehen, wie sich Identität herausbildet. Mit dem Film haben wir eine einmalige Chance genutzt, um mit Zeitzeugen ins Gespräch zu kommen.“
Auch der Leiter des LWL-Medienzentrums, Dr. Markus Köster – selbst gebürtiger Attendorner - hatte ein paar nette Worte für seine Geburtsstadt übrig. „Attendorn hat 800 bewegte Jahre hinter sich. Der Film lässt einen den damaligen Alltag noch einmal erleben.“
Um die Stadt Attendorn komplett zu verstehen, beginnt der Film mit einem Rundumschlag im Mittelalter. 1222 verlieh Erzbischof Engelbert von Köln dem Ort die Stadtrechte. Peter und Otto Höffer zeigen auf, wie sich der wirtschaftliche Erfolg der Stadt, der bis heute angehalten hat, entwickelt hat.
Ebenso kommt die Belagerung durch die Schweden und die Hessen (von 1632 bis 1634) im 30-jährigen Krieg im Film zur Sprache. Der langjährige Archivar Otto Höffer schildert: „Die Attendorner haben Bienenstöcke über die Mauern geworfen. Die dreijährige Belagerung war in zwei Stunden vorbei.“
Weiter geht es mit dem Jahr 1783, in dem die Stadt nahezu komplett ausbrannte. Peter Höffer schildert den verheerenden Brand. „Katharina Schnüttgen hat ihr Haus angezündet.“ Erst in den 1830er-Jahren habe sich die Stadt von diesem Ereignis komplett erholen können.
Angekommen im 20. Jahrhundert, wird das Jahr 1945 ein für Attendorn verhängnisvolles Jahr. Im letzten Kriegsjahr schildern mehrere Zeitzeugen die Bombardierung der Stadt und die Munitionsexplosion im Rathauskeller.
Doch nach dem Krieg geht es für die Hansestadt wieder – langsam aber sicher – aufwärts. Die Handwerker richten die Stadt her. Es wird eindrucksvoll gezeigt, wie die Leute aus wenig viel gemacht haben. Tauschhandel war angesagt. Die Vertriebenen aus den deutschen Ostgebieten integrieren sich im Sauerland.
In den 1960er-Jahren erreichen die ersten Gastarbeiter die Hansestadt. Einer von ihnen ist der gebürtige Italiener Cirino Artino. Der im Centro Don Bosco aktive Rentner kam nach Attendorn und erlernte damals den Beruf des Schweißers bei Muhr und Bender. „Mir konnte nichts besser passieren als nach Attendorn zu kommen. Ich fühle mich nicht als Ausländer, sondern als Attendorner“, sagt Artino.
Auch die kommunale Neuordnung Ende der 1960er-Jahre war ein Meilenstein für die Hansestadt. Die Dörfer rückten näher an die Stadt heran. Einzuwenden hatte dagegen kaum einer etwas. Alle fühlten sich von nun an als Attendorner. Die Themen Brauchtum – insbesondere Karneval, Schützenfest und Osterfeuer - kommen im Film ebenfalls nicht zu kurz und werden in aller Ausführlichkeit thematisiert.
Im Anschluss an die Filmvorführung stellten Alfons Stumpf, der ebenfalls im Film mitgewirkt hat, und Otto Höffer ihren wichtigsten Punkt für den Zusammenhalt der Stadt heraus. Während Stumpf der Meinung ist, dass die starke Industrie der maßgebliche Erfolgsfaktor für die Hansestadt ist, bezeichnete Höffer das Brauchtum als Klammer für die Gesellschaft.
Bei einem kleinen Imbiss und Umtrunk fand die gelungene Filmpremiere ihren Ausklang.
Info
Der Film „Das waren Zeiten! Attendorn zwischen Kriegsende und Stadtjubiläum 1972“ ist ab sofort in der Attendorner Tourist Information sowie voraussichtlich auch an weiteren Stellen erhältlich. Eine DVD kostet 14,90 Euro. Neben dem Film gibt es auf der DVD zusätzlich noch einen 83 Minuten langen historischen Dreiteiler aus dem Jahr 1973, der von den Regisseuren Manfred und Heinz-Günter Kampschulte erstellt worden ist.
In den kommenden Wochen wird immer wieder die Möglichkeit bestehen, sich den Film im JAC Attendorn anzuschauen. Die Filmvorführungen im JAC im Überblick:
- Dienstag, 7. Juni: 18 Uhr
- Mittwoch, 15. Juni: 18 Uhr
- Sonntag, 19. Juni: 16 Uhr
- Dienstag, 21. Juni: 19 Uhr