(Eigentums-)Wohnungen in bester Lage oder „Luxus-Favela“?

Geplantes Bauvorhaben in Attendorn - Teil 2


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Der Blick von unten aus gesehen auf das Grundstück, auf dem die Immobilie entstehen soll. von Adam Fox
Der Blick von unten aus gesehen auf das Grundstück, auf dem die Immobilie entstehen soll. © Adam Fox

Attendorn. Die Pläne für eine große Immobilie mit neun Wohneinheiten am Himmelsberg in Attendorn stoßen bei den Anliegern auf Widerstand. Über die örtlichen Gegebenheiten und die Grundzüge des Vorhabens haben wir im ersten Teil unseres Artikels berichtet. Im zweiten Teil geht es um Anlieger-Ängste, die Parksituation und den gegenwärtigen Stand.


Neben Vorwürfen an die Stadt machen die Anwohner Bürgermeister Christian Pospischil dafür verantwortlich, dass dieser sich kein Bild der Lage vor Ort gemacht habe. Dass ein solches persönliches Treffen nicht zu Stande gekommen sei, bedauern die Anlieger.

Baumaschinen und Mülltonnen

Dafür hat es im vergangen Spätsommer ein Treffen der Anwohner mit zwei der drei Investoren und dem Architekten gegeben. Die Investoren sind zwei Brüder und eine Investorengruppe aus dem Münsterland. Der Architekt kommt aus Attendorn. Es wurden einzelne Planunterlagen gezeigt. Für ein allgemeines Wohngebiet gelten als Richtwerte eine Grundflächenzahl (GRZ) von 0,4 und eine Geschossflächenzahl (GFZ) von 1,2. Diese können aus Sicht der Anwohner jedoch aus jetziger Sicht nicht eingehalten werden.

Sollte die Immobilie gebaut werden, ergeben sich nach Meinung der Anwohner verschiedene Probleme. Kran und Baustoffe müssten außerhalb des Grundstücks platziert werden, gleiches gelte für Baumaschinen. Die Anwohner befürchten, während der Bauphase ihre Grundstücke nicht zu erreichen. Gleiches gilt für Post, Müllabfuhr und Rettungsfahrzeuge. Die Straße unten ist nur 3,65 Meter breit.

Die untere Straße ist 3,65 Meter breit. Ein Bewegungsverkehr ist laut Anwohnern schon jetzt ausgeschlossen. von Adam Fox
Die untere Straße ist 3,65 Meter breit. Ein Bewegungsverkehr ist laut Anwohnern schon jetzt ausgeschlossen. © Adam Fox

Während der Bauphase könne es zudem zu Rissen an den umliegenden Häusern kommen. Wie das Haus in den Berg verankert werden soll, sei auch unklar. Je nach Baustart könnte es zwei Großbaustellen binnen weniger hundert Meter geben. Der Bürgerpark soll zeitnah realisiert werden.

Zu wenige Parkplätze?

Die Parkplatzsituation sei mangelhaft. Zehn Parkplätze reichten keineswegs für neun Wohneinheiten aus, monieren die Anlieger. Bei durchschnittlich zwei Personen mit eigenem Auto je Haus komme man auf 18 Autos. Auch der geplante Wendehammer in der unteren Straße sei nur in der Theorie praktikabel. Dieser sei an den Abfuhrtagen mit Mülltonnen zugestellt und erfülle dann seine Funktion nicht. Da das Grundstück momentan noch brach liegt, wie auf den Bildern erkennbar, nutzen die Anwohner zurzeit die freie Fläche vereinzelt als Parkmöglichkeit und als Mülltonnenstellplatz.

An dieser Stelle ist ein Wendehammer vorgesehen.  von Adam Fox
An dieser Stelle ist ein Wendehammer vorgesehen. © Adam Fox

Zudem sehen die Anwohner die Gefahr, dass die Immobilie auf umliegende Gebäude Schatten wirft und damit an bestimmte Punkte kein Sonnenlicht mehr kommen könnte. Auch haben sie die Befürchtung, dass die Bäume am Kollegium Bernadinum gerodet werden könnten, damit die Bewohner der Immobilie einen besseren Blick auf die Stadt haben.

Nach Angaben des Architekten gibt es all diese befürchteten Probleme nicht. Die Straße sei genug breit, Kran, Baumaschinen und Baustoffe könnten allesamt auf dem Grundstück platziert werden. Immobilieninteressenten würden vor dem Kauf über die Parkplatzsituation aufgeklärt. Und auch in allen übrigen Fragen halte man sich an Recht und Gesetz.

So sieht es aus

Der Bauantrag wird zurzeit vom Bauamt des Kreises Olpe bearbeitet. Eine Genehmigung ist noch nicht erteilt. Unabhängig davon, gibt es verhärtete Fronten. Die Stadt Attendorn steht hinter dem Bauprojekt und die Investoren sowie der Architekt würden am liebsten sofort mit dem Bau beginnen. Sie sprechen von (Eigentums-)Wohnungen in bester Lage. Das Fazit der Anwohner fällt dagegen anders aus. Ihr Tenor: „Das ist eine Luxus-Favela. Vielleicht kann man das so in Rio de Janeiro bauen. Aber nicht in Attendorn.“

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