Dr. Martin Vielhauer erklärt die Behandlung von Covid-Patienten

Attendorner Chefarzt im LokalPlus-Interview


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Dr. Martin Vielhauer gibt Antworten auf Fragen zur Behandlung von Covid-Patienten. von Nicole Voss
Dr. Martin Vielhauer gibt Antworten auf Fragen zur Behandlung von Covid-Patienten. © Nicole Voss

Attendorn. Fieber, Husten, fehlender Geruchs- und Geschmackssinn sowie Luftnot sind Hinweise auf eine Covid-Erkrankung. Doch wie werden die Patienten, die Symptome aufweisen, behandelt? Dr. Martin Vielhauer, Chefarzt für Gastroenterologie, Innere Medizin, Infektionskrankheiten an der Helios Klinik Attendorn, beantwortet im LokalPlus-Interview einige Fragen.


Was passiert mit einem Patienten, der mit Symptomen ins Krankenhaus kommt?

Wir haben eine Checkliste für die Patienten. In einem separaten Raum werden die Vitalfunktionen (Puls, Blutdruck, Temperatur u.s.w.) gecheckt, ähnlich wie bei einer „normalen“ Aufnahme.

Alle Patienten, die verdächtig sind oder Symptome haben, kommen auf die Isolierstation und werden von „eigenem“ Pflegepersonal betreut. Wer gefährdet ist, kommt auf die Intensivstation. Dort wird ein Blutverdünner verabreicht, um die Gefahr von Thrombosen und Embolien einzudämmen. Die Patienten bekommen Sauerstoff.

Bei manchen Patienten wird ein CT der Lunge gemacht. Das ist im normalen Betrieb schon aufwendig. Bei der Gefahr des Lungenversagens („Acute Respiratory Distress Syndrome“, ARDS) wird Cortison verabreicht. Einige wurden zur ECMO-Therapie in eine Uniklinik verlegt. Das ist extrem aufwendig.

Wie viele Beatmungsgeräte hat die Helios Klinik Attendorn?

Wir haben vier Beatmungsgeräte für Covid-Patienten. Wir können die Zahl der Geräte auf sechs erhöhen, aber das ist sehr personalintensiv.

Ist bei den Virusvarianten ein schwererer Verlauf zu erwarten?

Etwa 80 Prozent der Patienten weisen die aggressivere britische Variante auf. Die Impfungen sind auch für diese Variante geeignet.

Wie lang ist die durchschnittliche Verweildauer eines Covid-Patienten im Krankenhaus? Wann werden die Patienten wieder entlassen?

Das hängt davon ab, ob es ein Intensivpatient ist. Wenn das Virus nicht mehr nachweisbar ist, wird der Patient entlassen. Manche gehen auch direkt in die Reha.

Welche Begleiterscheinungen können nach einer Covid-Erkrankung bleiben?

Das ist für uns nach der Entlassung der Patienten schwer nachvollziehbar. Manche sprechen von Riechstörungen und allgemeiner Schwäche.

Wie geht es den Mitarbeitern auf der Intensivstation? Was macht das mit der Psyche?

Es gibt Zeiten, da geht es dem Pflegepersonal schlecht. Die Mitarbeitenden sind isoliert, und das ständige Tragen der Schutzausrüstung ist anstrengend. Wir haben viele Gespräche geführt.

Ist die momentane Lage angespannt (drohende Knappheit an Intensivbetten)?

Die Intensivmediziner schlagen nicht umsonst Alarm. Im hiesigen Gebiet ist die Lage noch entspannt.

Die ECMO-Therapie

Die Extrakorporale Membranoxygenierung (ECMO) ist ein Verfahren, durch das die Herz- und Lungenfunktion unterstützt bzw. übernommen werden kann.

Es handelt sich dabei um ein System zur Behandlung des Blutes außerhalb des Körpers. Damit wird der Gasaustausch, der von der eigenen Lunge des Patienten nicht mehr bewältigt werden kann, ermöglicht bzw. ersetzt, um die Atemfunktion sicherzustellen.

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