Die Hundertjährige, die in den Zug stieg und ins Sauerland fuhr...

Maria Schnepper feiert in der Heimat


  • Attendorn, 11.05.2018
  • Von Barbara Sander-Graetz
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100 Jahre und voll im Leben: Maria Welz von Barbara Sander-Graetz
100 Jahre und voll im Leben: Maria Welz © Barbara Sander-Graetz

Mecklinghausen. Ein großes „Hallo“ und Wiedersehen gab es am Donnerstag, 10. Mai im Hause Schnepper in Mecklinghausen. 54 Familienmitglieder aller Generationen hatten sich eingefunden um zu feiern. Der Anlass: Ihre Tante, Mutter und Schwester Maria feierte ihren 100. Geburtstag.


Man sieht ihr ihre 100 Jahr nicht an, geschweige denn, dass sie wirkt, wie man sich eine 100-jährige vorstellt. Im Gegenteil. Maria Welz, geborenen Schnepper, hat die Gesellschaft voll im Griff. Ein Pläuschchen hier, ein Schwätzchen da, Maria ist in ihrem Element. Sie lacht, sie scherzt und man hat nicht einen Augenblick das Gefühl, das alles ist ihr zu viel, im Gegenteil. Die anschließende Tischrede wird gleich noch mit einer Anekdote gespickt. Sie genießt ihren Auftritt sichtlich.
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100 ist für sie nur eine Zahl, kein Zustand. „Ich bin am Ende des ersten Weltkrieges geboren, aber daran kann ich mich beim besten Willen nicht mehr erinnern“, scherzt sie. Humor ist einer ihre unverkennbaren Eigenschaften.
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Geboren im Hause Schnepper in Mecklinghausen war sie eins von fünf Kindern. „Wir waren vier Mädchen und in der Mitte unser Bruder Albert. Der hatte es nicht immer ganz leicht.“ Während Bruder Albert im Elternhaus in Mecklinghausen bleib, verschlug es die vier Mädchen in die Ferne.
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„Mein Onkel war Pastor im Ruhrgebiet und der kannte die Familie meines zukünftigen Mannes. So haben ich meinen Ferdinand kennen gelernt“. Von Beruf Studienrat für Erdkunde und Geschichte stellte Ferdinand Welz allerdings eine Bedingung an seine zukünftige Ehefrau: „Ich heirate dich, wenn du versprichst, mit mir in die Welt zu reisen.“ Da willigte die junge Mecklinghauserin doch gerne ein. Außerdem wollte sie nicht im Repetal bleiben, sondern in der Stadt leben und in Remscheid lebte sie seitdem mit ihrem Ferdinand und auch über dessen Tod hinaus ist sie dort geblieben. „Meinen Haushalt mache ich allein. Ich koche und putze, nur beim Fenster putzen und Gardinen waschen gönne ich mir Hilfe.“
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61 Jahre war sie verheiratet. „Es war eine wunderbare Zeit und Ferdinands Tod vor einigen Jahren war ein großer Verlust.“ Ihr Versprechen hat sie eingehalten und viel von der Welt gesehen. „Besonders Afrika hat mich bis heute beeindruckt. Die Armut auf der einen Seite, aber auch die Mentalität der Menschen auf der anderen Seite.“ Wochenlang haben beide  mit Reisegruppen den schwarzen Kontinent erkundet. „Aber auch Israel hat mit nachhaltig beeindruckt“, ergänzt sie nach kurzem Überlegen. „Die Kultur und Geschichte ist einzigartig.“
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Viele ihrer Reisen führten sie aber auch zurück nach Mecklinghausen. Auf ihrem Erbteil, ein Grundstück in der Nachbarschaft ihres Elternhauses, baute das Ehepaar 1960 ein Haus und nutze es als Stützpunkt bei Besuchen in der alten Heimat. Der obere Teil wurde vermietet, die Einliegerwohnung wurde zur eigenen Ferienwohnung. Wenn sie nicht in der Welt herumreisten, dann erholten sie sich mit ihren beiden Kindern Ulrike und Michael, der leider schon verstorben ist, in Mecklinghausen.
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Als dann vor fünf Jahren ihr Bruder Albert verstarb, hatte Maria Welz zunächst Sorge, den Bezug nach Mecklinghausen zu verlieren. Doch das ließen ihre beiden Nichten Christiane Plugge und Patenkind Marita Springob nicht zu. „Du bist immer herzlich willkommen und plan mindestens eine Woche im Jahr Urlaub in Mecklinghausen mit ein“, versprachen die  beiden Frauen. Das Angebot nutzt Maria Welz gern. „Bis zu meinem 90. Geburtstag bin ich noch mit dem Auto gekommen, doch jetzt fahre ich lieber Zug.“ Mit dem Zug ist sie auch unterwegs, wenn sie zu ihrer Tochter, ihrer Schwester Mechthild (88)  oder ihren Enkelkindern fährt. „Ich bin viel unterwegs. Wer rastet, der rostet. Ich gehe spazieren, war jahrelang bei der Stullentruppe des DRK Blutspendedienstes und besuchte als „grüne Dame“ im Krankenhaus  die Patienten und bot ihnen Hilfe an.“
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Als besonderer Höhepunkt wurde am Donnerstag nun ihr 100. Geburtstag im Kreise der Familie im Tagungs- und Seminarhaus „Treff“ von Marita und Detlef Springob gefeiert. Am Kopf einer langen Tafel genoss es Maria Welz ihre Familie um sich zu haben. „Wenn ich 105 werden und noch fit bin, dann kommen sie wieder“, lädt sie mich zum Abschied ein. Wird gemacht, versprochen!
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