Das Smartphone als Alltagshilfe: InfoTastic-Workshops für Sehbehinderte

Attendorn. Die InfoTastic Academy in der Attendorner Innenstadt hat sich zur beliebten Anlaufstelle für alle Fragen rund um das Thema Technik etabliert. Nun möchte der Verein mit einem besonderen Angebot auch Bürgern mit Sehbehinderung die Chance geben, aus moderner Technik Vorteile für den Alltag zu ziehen. In Kooperation mit dem Blinden- und Sehbehindertenverein des Kreises Olpe sind drei Veranstaltungen geplant, in denen Chris Sander von der Audiofaktur Dortmund hilfreiche Tipps rund um das Smartphone als vielseitig einsetzbare Alltagshilfe gibt.

Die Idee für das Projekt basiert auf einem Besuch, der das technikaffine InfoTastic-Team zum Grübeln brachte. Ein blinder Mitbürger suchte die InfoTastic Academy auf, mit der dringenden Frage auf dem Herzen: Wie benutzt man ein Smartphone? So simpel die Frage, so erstaunt und auch überfordert waren die Technik-Experten im ersten Moment.

Zunächst kontaktierte die InfoTastic Academy den Blinden- und Sehbehindertenverein Kreis Olpe und informierte sich über Möglichkeiten, dem Ratsuchenden unter die Arme zu greifen. Auf diesem Weg lernte das Team Chris Sander kennen, der an der Augenerkrankung Retinitis pigmentosa leidet.

„Nun bin ich nicht der Typ, der den Kopf in den Sand steckt. Ich habe mich gefragt, was ich tun kann, um meinen Alltag weitgehend normal bestreiten zu können“, erklärte Sander in einem Gespräch mit InfoTastic.

Mittels digitaler Technik gestaltete Chris Sander Stück für Stück sein alltägliches Leben unabhängig von seiner Sehkraft. Mittlerweile ist er fast vollständig erblindet – im Alltag kommt er dennoch gut zurecht. Das verdankt er seinem Smartphone, das heute zu seinem ständigen Begleiter geworden ist. Er hat das Gerät so konfiguriert, dass es essenzielle Funktionen in seinem Alltag übernimmt, die er zuvor mit den Augen erledigt hat.

So ist er in der Lage, durch kurze Sprachbefehle mit seinem Smartphone zu kommunizieren und per Sprachassistent Informationen in gesprochene Sprache umzuwandeln, beispielsweise den Absender und Inhalt eines Briefes. Sogar im Fließtext enthaltene Telefonnummern können direkt angerufen werden.

Doch das ist nur eines von vielen Beispielen, in denen das Handy als wertvolle Unterstützung im Alltag erblindeter Menschen fungieren kann: „Beim Einkaufen erklärt es mir, welches Produkt ich in der Hand halte. Es sagt mir auch, ob die Ampel rot oder grün ist oder hilft mir, wenn ich mich in der Stadt verlaufen habe. Ich kann sogar im Wald wandern gehen“, führt Sander an.

Er und sein Smartphone sind ein eingespieltes Team. Gemeinsam mit Michael Cramer gründete Sander die Firma Audiofaktur in Dortmund und hilft anderen Sehbehinderten, ebenfalls wieder mehr Teilhabe am Leben zu empfinden. Schnell realisierte die InfoTastic Academy das Potential solcher Hilfeleistungen für Betroffene in der Region.

Dank finanzieller Unterstützung des Blinden- und Sehbehindertenvereins werden Sander und die Audiofaktur auch Menschen mit eingeschränkter Sehkraft im Kreis Olpe unterstützen und ihre Tipps und Tricks in kostenlosen Workshops weitergeben. Insgesamt finden drei Veranstaltungen in der InfoTastic Academy statt, die sowohl für Einsteiger als auch für Fortgeschrittene geeignet sind. Man kann an beliebig vielen Veranstaltungen teilnehmen.

Um das Angebot in der Zielgruppe zu verbreiten, ruft die InfoTastic Academy insbesondere Personen, die mit Betroffenen und möglichen Interessenten in Kontakt stehen, dazu auf, über den Workshop zu informieren. Anmeldungen können unter Tel. 02722 / 639 637 oder über die Website der InfoTastic Academy erfolgen.