„Damit möchten sich die Aktionäre von Helios nicht belasten“
Leserbrief zur Schließung der Attendorner Geburtsstation
- Attendorn, 04.10.2021
- Verschiedenes
Attendorn/Lennestadt. Mit einer Mail an LokalPlus übt Engelbert Prevorcic (DKP), Kritik daran, dass die Helios-Klinik zu stark wirtschaftlich und zu wenig patientenorientiert denkt und handelt.
Kürzlich wurde öffentlich, dass die Helios-Klinik in Attendorn beabsichtigt, die Geburtshilfe zu schließen. Begründet wird das mit fehlendem Fachpersonal. Ist das der wirkliche Grund, warum man den Frauen und ihren Familien künftig weitere Wege zumuten will? Oder liegt der Grund ganz woanders?
Eine Geburtsklinik zu betreiben, bedeutet einen großen Aufwand. Ständig muss Fachpersonal vorgehalten werden, 24 Stunden am Tag, 7 Tage in der Woche: Kinderkrankenschwester, Facharzt, Hebamme, OP-Team, Labor. Und das für nur ungefähr 500 Geburten im Helios-Klinikum Attendorn im Jahr (weniger als 2 pro Tag).
Die dafür von den Krankenkassen gezahlte Vergütung ist alles andere als üppig: circa 1.500 Euro für eine Spontangeburt (die auch mal 24 Stunden dauern kann) und circa 3.000 Euro für einen Kaiserschnitt.
Dagegen ist man mit z.B. einem künstlichen Kniegelenk als Klinik viel besser dran. Die OP kann man planen, den OP-Saal optimal am Tage ausnutzen und die Vergütung dafür beträgt zwischen 8.000 und 16.000 Euro pro Patient. Da drängt sich doch die Frage auf, ob Helios da nicht in erster Linie seine Profitinteressen im Blick hat und nicht etwa die Versorgung der Patienten. Das wenig lukrative Geschäft mit den Geburten können ja dann die öffentlichen oder freigemeinnützigen Kliniken erledigen. Damit möchten sich die Aktionäre von Helios nicht belasten.
Dieses Beispiel zeigt einmal mehr, dass die Krankenhäuser, als Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge nicht in die Hand von privaten Klinikbetreibern gehören. Ich fordere deshalb:
- Kein Profit mit unserer Gesundheit
- Krankenhäuser in öffentliches Eigentum
- Weg mit den Fallpauschalen
- Ausreichend Personal in den Krankenhäusern
- Gute Arbeitsbedingungen für das Krankenhauspersonal
Engelbert Prevorcic, Lennestadt
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