Bestattungen und Bauinschrift unter dem Attendorner Rathaus

LWL-Archäologen finden Kulturgeschichte


Die Bestattungen werden sorgfältig dokumentiert. von Archäologie am Hellweg/Luke
Die Bestattungen werden sorgfältig dokumentiert. © Archäologie am Hellweg/Luke

Attendorn. Unter dem Rathausplatz der Stadt Attendorn haben Archäologen unter Fachaufsicht des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) eine Steinplatte mit Bauinschrift und sieben Bestattungen am ehemaligen Standort des Franziskanerklosters entdeckt.


Anlässlich des 800-jährigen Stadtjubiläums im Jahr 2022 werden Teile der Attendorner Altstadt umgestaltet. Die geplanten Baumaßnahmen am Rathausvorplatz machten eine archäologische Ausgrabung nötig, bei der eine Fachfirma eine Fläche von 400 Quadratmetern untersuchte.

Bevor die Archäologen die Arbeit aufnehmen konnten, musste der Kampfmittelräumdienst anrücken. Bei den Räumungsarbeiten wurden Teile der klösterlichen Fundamentreste beschädigt. Dr. Eva Cichy, Archäologin der LWL-Außenstelle in Olpe: „Eine engere Kooperation zwischen Archäologen und Kampfmittelräumern wäre sicher hilfreich, sonst leiden die Befunde im Boden darunter teils stark."
 von Archäologie am Hellweg/Luke
© Archäologie am Hellweg/Luke
Bei der anschließenden Untersuchung machten Fachleute bemerkenswerte Entdeckungen. Gleich mehrere, gut erhaltene Bestattungen sind zutage gekommen. Diese befanden sich im Bereich des ehemaligen Innenraums der Klosterkirche sowie in ihrem unmittelbaren Außenbereich.

Vom 17. Jahrhundert bis in den Sommer 1945 stand auf dem Rathausplatz ein Franziskanerkloster, das durch eine Munitionsexplosion im Juni des letzten Kriegsjahres weitgehend zerstört wurde.

„Die bestehenden Überreste der Klosteranlage wurde in den frühen 1950er Jahren zwar abgebrochen und wichen der Neugestaltung des Rathausvorplatzes, doch wurde das Areal bereits 1984, also kurz nach Einführung des Denkmalschutzgesetzes in NRW, unter Schutz gestellt“, erklärt Prof. Dr. Michael Baales, Leiter der Außenstelle Olpe der LWL-Archäologie für Westfalen.
 von LWL/Baales
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Mit dem Verschwinden des Klostergebäudes aus dem Stadtbild nach der Explosion sei auch die Erinnerung daran zunehmend aus dem Bewusstsein der Öffentlichkeit gewichen. „Umso erfreulicher ist es, die Tätigkeit der Franziskaner im Herzen Attendorns durch die archäologischen Untersuchungen für die Öffentlichkeit wieder ein Stück weit sichtbar zu machen“, so der Grabungsleiter der ausführenden Fachfirma Sebastian Luke, selbst geborener Attendorner.

Die Entdeckungen der Archäologen geben die gesamte Bandbreite der Geschichte des Klosters wieder. Sie haben Spuren der Nutzung im 13. und 14. Jahrhundert gefunden, Fundamente der Kirche sowie ihres ehemaligen Westportals.

Die Zerstörung des Klosters durch zwei große Stadtbrände sowie die Explosion 1945 haben ebenso ihre Spuren im Boden hinterlassen wie die Bemühungen, die Schäden zu beheben. Bei Erdarbeiten am Rand der Ausgrabungsfläche wurde eine Bauspolie, ein oberflächlich bearbeiteter Werkstein mit einer eingelassenen Inschriftentafel entdeckt.
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