"Bedrückende Schwere"

Leistungskurs Geschichte der beiden Gymnasien besichtigt Gedenkstätte in Auschwitz


Der Geschichts-Leistungskurs mit Zeitzeugin Lidia Maksymowicz.
Der Geschichts-Leistungskurs mit Zeitzeugin Lidia Maksymowicz.

Heute jährt sich der Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz zum 71. Mal. Der Leistungskurs Geschichte, den Zwölftklässler des Rivius und des St. Urslua Gymnasiums in Attendorn gemeinsam belegen, besichtigte die Gedenkstätte kürzlich. Schülerin Tashina Daube hat einen Bericht über die Exkursion zu einem der Orte verfasst, der weltweit symbolisch für die Verbrechen und Morde des Nazi-Regimes in Deutschland steht:


„Die beschauliche polnische Kleinstadt in der Nähe von Krakau verbirgt eine dunkle Vergangenheit, denn dort befand sich zur Zeit des Nationalsozialismus das wohl berüchtigtste aller Konzentrationslager: Auschwitz. Der Ort, an welchem innerhalb von nur ca. 4 Jahren zirka 1,5 Millionen Menschen grausam ermordet wurden, veranlasst Menschen aus aller Welt, die Gedenkstätte aufzusuchen und der Toten zu gedenken. Auschwitz ist das Ziel vieler Schulen und der Geschichtsleistungskurs, bestehend aus Schülern der 12. Jahrgangsstufe des Rivius Gymnasiums sowie des St. Ursula Gymnasiums, bildet dabei keine Ausnahme. Am Donnerstag, 7. Januar, ging es mit dem Flugzeug von Dortmund aus nach Polen. Den Start des Programms bildete dann am folgenden Morgen eine kurze Einführung in das Thema, ehe wir zur Besichtigung des Stammlagers, Auschwitz I, aufbrachen. Das zunächst unscheinbare, fast harmlos aussehende Gelände machte uns zunächst etwas stutzig, doch spätestens nachdem wir das Tor mit der zynischen Aufschrift ,Arbeit macht frei´ passiert hatten, umschloss uns eine bedrückende Schwere, welche uns fortan nicht mehr loslassen sollte. Mit dem Guide ging es nun durch mehrere ehemalige Armeekasernen, vorbei am Krematorium I, an der Erschießungswand, am Galgen des KZ-Kommandanten und schließlich auch an einem Berg von Haaren, Prothesen oder Babykleidung, welche den Opfern abgenommen und (von) der SS gebunkert worden waren.
Tränen, Schock, Wut und Unglaube
Wie bereits vorher angekündigt, merkte man, dass jeder anders auf das Grauen von Auschwitz rea¬gierte. Manche brachen in Tränen aus, andere waren zutiefst geschockt, hasserfüllt oder einfach nur ungläubig darüber, dass Menschen zu solchen Taten fähig sind. Mit dröhnendem Kopf und Wut im Herzen waren wir alle froh, dass wir schließlich für ein paar Stunden in der Jugendbegegnungsstätte dem Grauen entfliehen konnten, bevor es am nächsten Tag nach Birkenau - zu dem Vernichtungslager Auschwitz II - ging. Noch vor den Mauern von Auschwitz II ergriff uns ein kalter Schauder, als das gewaltige Tor mit den Schienen vor uns auftauchte, welches man sonst nur von den typischen Auschwitz-Bildern kannte. Nebel erschuf eine düstere Atmosphäre, der Wind pfiff und eine Schneedecke hatte sich über das Gelände gelegt. Zitternd vor Kälte wurde uns somit bewusst, unter welchen Bedingungen die Häftlinge dort gelebt hatten, welche leicht bekleidet – manchmal sogar nackt – über das Gelände gescheucht worden sind.
Gedenkfeier für Holocaust-Opfer
Am Ende der Schienen angelangt, legten wir Rosen nieder und vollzogen eine kleine Gedenkfeier für die Opfer des Holocaust. Hier bemerkten wir erst richtig die enorme Größe der Anlage, welche sich bis zum Horizont erstreckt, denn obwohl viele Baracken heute nicht mehr existieren, ist das Ausmaß enorm. Am Sonntag ging es dann aufgrund der Glätte im Pinguinmarsch zum jüdischen Museum in Krakau, in welchem wir uns mit der Zeitzeugin Frau Lidia Maksymowicz verabredet hatten. Sie strahlte solch eine Lebensfreude aus, dass man nie auf den Gedanken gekommen wäre, dass sie als Kind in Auschwitz inhaftiert gewesen war.
Lebensfrohe Zeitzeugin
Obwohl man in seinem Leben nach und nach seine Kindheit vergisst, erinnert sie sich noch an fast alles, denn ihre Kindheit war so vom „Leben“ in Auschwitz geprägt, dass sie nur das „Spiel KZ“ kannte. Anschließend ging es zu Oskar Schindlers Fabrik, in welcher sich heute ein Museum zur Krakauer Geschichte während der deutschen Besetzung im 2. Weltkrieg befindet. Abgerundet wurde der Abend dann mit einem Essen in dem jüdischen Restaurant „Klezmerhojs“ mitsamt jüdischer Livemusik, was verdeutlicht hat, dass trotz des Holocaust´ das jüdsche Leben nicht ausgelöscht werden konnte. Am letzten Tag konnten wir wählen, ob wir eine Ausstellung zur Kunst von Häftlingen im Stammlager Auschwitz I oder lieber eine Kunstsammlung eines Überlebenden im naheliegenden Kloster besichtigen wollten. Danach ging es auch schon wieder gen Heimat.
„Die Geschichte darf sich niemals wiederholen“
Obwohl man schon vieles vom Holocaust gehört hat, kann er einem nur richtig bewusst werden, wenn man Auschwitz besucht hat. Daher stimmen wir auch darin überein, dass jeder die Gedenk¬stätte besuchen sollte, was aufgrund des zunehmenden Rechtsextremismus immer mehr an Bedeutung gewinnt. Denn unsere Aufgabe ist es, das Vergangene nie zu vergessen und unser Wissen weiterzugeben, damit sich die Geschichte niemals wiederholen kann.“ (LP)
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