Auf den Spuren der jüdischen Vorfahren: Zwei Amerikaner erkunden Attendorn

Hartmut Hosefeld führt Phil und Shanta Ursell durch die Hansestadt


Phil und Shanta Ursell zu Besuch in Attendorn. von Hartmut Hosenfeld
Phil und Shanta Ursell zu Besuch in Attendorn. © Hartmut Hosenfeld

Attendorn. Im Oktober 2017 freute sich Hartmut Hosenfeld, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Attendorn aufzuarbeiten,  über den überraschenden Besuch von Phil und Shanta Ursell in der Hansestadt. Phil Ursell begab sich dabei einmal mehr auf die Spuren seines Großvaters Julius Ursell und seiner Urgroßeltern Minna und Joseph Ursell.


Hier der Bericht von Hartmut Hosenfeld:

„Um 21.50 Uhr geht das Telefon bei uns, das Haus ist voller Besuch. Eine unbekannte Frauenstimme meldet sich in Englisch: „Hello Mr. Hosenfeld , Shanta Ursell is speaking here. My husband Phil, he is the son of Erich Ursell, and me, we are here in Attendorn for two days. Can we have tomorrow in the morning a sight seeing tour on behalf oft he former Jewish life in Attendorn?“  Nach einer kurzen Rücksprache mit meiner Frau vereinbaren wir ein Treffen am nächsten Tag im Foyer der Burg Schnellenberg.
Unkomplizierte Gäste
Um 9.30 treffen wir die beiden Amerikaner im Foyer des Hotels der Burg Schnellenberg. Wie bei allen Ursells und deren Nachkommen ist alles unkompliziert. Beide sind in Wanderkleidung und Regenzeug. Alles passend bei dem Wetter. Phil und Shanta sind seit einigen Tagen im Land ihrer Vorfahren, sie sind schon einige Tage in Berlin gewesen, nun für zwei Tage in Attendorn und wollen auch noch vor dem Abflug nach Frankfurt.

Zunächst geht´s zum jüdischen Friedhof, beide sind begeistert von der idyllischen Lage und dem gepflegten Aussehen des Geländes. Besonders beeindruckt sind sie von der Grabstelle des Großvaters Julius und der der Urgroßeltern Minna und Joseph Ursell. Über den Satz auf Minnas Grabstein „Du hinterließest uns einen großen Schatz, einen guten Namen“ sind die beiden nach der Erklärung des Nachrufs beeindruckt. In diesem Zusammenhang kann ich auf die Wohltätigkeit der jüdischen Familien in Attendorn eingehen.
Zwei Kieselsteine
Bevor wir den Friedhof verlassen, sucht sich Phil zwei kleine Kieselsteine, bittet um eine kleine Pause und geht in sich versunken zurück an die Grabstelle des Großvaters und der Urgroßeltern. Dort legt er dann die Steine nieder.

Vom Friedhof geht es dann weiter zum Rivius Gymnasium, Phils Vater Erich, Großvater Julius und die Onkel Albert, Siegfried und Kurt und „Nana“ Stern haben diese Schule besucht, so wie die meisten der männlichen Juden in Attendorn. Dann geht´s zu den Stolpersteinen der Familie Karl Ursell, in die Wasserstraße zu den Steinen der Familie Stern, zur Kölner Straße zu den Stolpersteinen der Familien Ursell und zum Fabrikgelände von A.A.Ursell.
„Villa Zion“
Nach einem kleinen Imbiss - gar nicht so einfach in Attendorn, denn beide sind überzeugte Vegetarier - geht´s zum „Heiligen Berg“, dort haben Margret und Lisa Ursell bis zum „Einjährigen“ die Schule besucht. Der Abschluss der Führung ist dann an der „Villa Zion“, dem Wohnhaus, das die Großeltern um 1920 am Waldenburger Weg gebaut hatten.

Nach einem kurzen Abstecher zum Biggesee und zur Kapelle Waldenburg „liefern“ wir die beiden Ursells nach fünf Stunden wieder auf dem Schnellenberg ab. Sie sind wohl sehr beeindruckt und meinen in Deutsch: „Das waren die wichtigsten Stunden auf unserer Europareise“.

Wahrscheinlich werden wir die Ursells mit ihren Töchtern im Jahr 2018 zu dem einen oder anderen Event von „Shalom Attendorn 2018“ wiedersehen, wo beide uns ihre Unterstützung zugesichert haben."
Artikel teilen: