Attendornerin Jana Geyer im deutschen Nationalteam

Ehemalige Handballerin spielt jetzt Tchoukball


  • Attendorn, 15.08.2018
  • Von Barbara Sander-Graetz
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Jana Geyer nach ihrer Rückkehr von den Europameisterschaften in Mailand. von Barbara Sander-Graetz
Jana Geyer nach ihrer Rückkehr von den Europameisterschaften in Mailand. © Barbara Sander-Graetz

Attendorn. Im Oktober 2015 kamen 20 unbegleitete Flüchtlinge im Alter von 16 bis 18 Jahren im Collegium Bernadinum (Internat für Jungen in Trägerschaft des Erzbistums Paderborn) an. In der Schule führte sie Sportlehrer Thomas Schomaker, selbst beim TC Essen aktiv, an das Tchoukballspiel heran. Daraus entstand die Mannschaft „CB Attendorn“. Im heutigen Team ist neben sieben Jungen auch Jana Geyer aus Attendorn als einzige Frau. Die 19-jährige spielt mit ihrem Talent seit vergangenem Jahr nun auch in der deutschen Nationalmannschaft im Tchoukball.


Tchoukball, davon haben die wenigsten bisher etwas gehört. „Das ist unser Problem. Wir wollen unbedingt bekannter werden“, erklärt Jana Geyer gegenüber LokalPlus. „Tchoukball hat viel Ähnlichkeit mit Handball“, weiß die ehemalige Handballspielerin. „Es gibt zwei Teams, zwei Tore und einen Ball. Ziel des Spiels: Der Ball muss das Tor, genannt „Frame“ (Rahmen), treffen, ohne dass der Gegner ihn abfängt. Die Frames sind gekippte Trampoline und der Ball muss nicht nur die Mitte treffen, sondern auch weit genug zurückprallen. Die beiden Frames auf dem Spielfeld sind keiner Mannschaft zugeordnet. Jedes Team darf auf beide werfen. Und wie bei anderen Ballsportarten: Wer die meisten Treffer erzielt, gewinnt.“
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Erfunden hat es ein Schweizer Sportmediziner. „Es ist viel gelenkschonender als Handball und Fair-Play wird hier großgeschrieben. Man darf den Gegner in seinem Spielzug nicht angreifen. Daher ist auch die Stimmung während und nach dem Spiel wesentlich entspannter“, erklärt Geyer. 
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Jana Geyer weiß, wovon sie spricht. Ihren ersten Kontakt mit Tchoukball hatte sie in der Schule. „Unsere Sportlehrerin Gaby Nolde hat das auf unseren Lehrplan gesetzt und es hat mir von Anfang an Spaß gemacht. Ich habe zuvor zwölf Jahre Handball gespielt, aber mein Sprunggelenk machte das nicht mehr mit. Für mich war es zwar zunächst eine Umgewöhnung, aber es macht riesigen Spaß.“
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Als sie hörte, dass es im Konvikt eine Mannschaft gibt, war sie sofort zur Stelle. „Anfangs ist noch eine Schulfreundin mit dabei gewesen, aber die hat dann ein Auslandsjahr eingelegt, und so war ich als einzige Frau im Team.“ In Deutschland ist das nicht ungewöhnlich. „Hier gibt es nur gemischte Mannschaften.“
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Mit ihrer Mannschaft, dem „CB Attendorn“, ging es im vergangenen September zu den deutschen Meisterschaften nach Weimar. „Wir haben zwar den letzten Platz belegt, aber der Schiedsrichter Joachim Fromm und die Nationaltrainer der Frauenmannschaft, Frank Groschek und Stephan Anhalt, haben mich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, im Nationalkader für Deutschland zu spielen.“ Die Attendornerin konnte und sagte zu.

Um ins Team zu kommen und die anderen kennen zu lernen, gab es Testspiele und schließlich Anfang August diesen Jahres die Europameisterschaften in Mailand. „Unser Nationalteam hat den fünften Platz geholt“, freut sich die 19-Jährige, die gerade noch ein freiwilliges soziales Jahr bei der Stadt Attendorn absolviert. „Aber die Erfahrung war überwältigend. Wir haben jetzt sogar eine WhatsApp-Gruppe mit allen europäischen Spielerinnen.“
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„Allerdings muss man nicht nur Zeit und Talent für die Nationalmannschaft mitbringen. So müssen wir Spielerinnen auch für Trikot und Flug aufkommen. Dem Sport fehlen zurzeit einfach noch die Sponsoren. Die kommen nur, wenn der Sport bekannter wird.“
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Für das kommende Jahr ist ein Trainingscamp in Attendorn geplant. „Außerdem kann jeder auch beim Training donnerstags von 20 bis 22 Uhr in der Turnhalle der St. Ursula Schule vorbeikommen und reinschnuppern“, lädt Jana Geyer ein. Vielleicht ist sie dann ja auf Dauer nicht die einzige Frau im Team.
 von Lara Diederich
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Ihr Team nimmt auch in diesem Jahr wieder an den Deutschen Meisterschaften teil. Die finden im September in Düsseldorf statt. „Dieses Mal hoffen wir auf einen guten Platz im Mittelfeld“, hofft die Sportlerin.

Weitere Informationen erteilt auch der Trainer Thomas Schomaker unter Tel. Nr. 0171/9028441.
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