Attendorner Jugendliche erinnern an jüdische Kinder

Ausstellung „We remember"


  • Attendorn, 17.11.2018
  • Von Barbara Sander-Graetz
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Die Ausstellung „We remember" ist zurzeit an der Wasserstraße zu sehen. von Barbara Sander-Graetz
Die Ausstellung „We remember" ist zurzeit an der Wasserstraße zu sehen. © Barbara Sander-Graetz

Attendorn. „We remember“, das Kunstprojekt des JuZ Attendorn wurde in der Nacht der Jugendkultur Ende September präsentiert und ist seitdem in den leerstehenden Räumen an der Wasserstraße zu sehen. Bei diesem Kunstprojekt wird eine virtuelle Patenschaft mit Fotocollagen und Malerei zwischen jungen Attendorner und jüdischen Kindern aus der Hansestadt eingegangen.


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Sie heißen Lilly, Levin, Viktoria, Pauline, Lucie, Max, Lea und Anna und leben im heutigen Attendorn. Sie hießen Margret, Erich, Gertrud, Lisa, Julius, Liselotte und Gerhard und wurden vor 80 Jahren aus der gemeinsamen Heimatstadt vertrieben, weil sie Juden waren.
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„Wir erinnern uns an euch“, erklärt Marlies Backhaus, die zusammen mit ihrem Sohn Jan das künstlerische Projekt leitete. „Wir sehen eure Fotos und stellen uns vor, wir hätten Freunde werden können.“

Es entstand die Idee, auf einem Bild eine Gemeinsamkeit darzustellen. „Wir machen gemeinsam Musik, treiben zusammen Sport, besuchen die selbe Schule oder chillen unterm Sternenhimmel“, erläutert Marlies Backhaus die Idee, die von den Kids mit Begeisterung aufgenommen wurde.
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Hartmut Hosenfeld, Experte für die jüdische Geschichte in Attendorn, sorgte für den notwendigen Background und brachte den Jugendlichen den Alltag der jüdischen Kinder vor 80 Jahren nah. Aus Archivfotos dieser Kinder konnte sich schließlich jeder ein Bild und damit ein jüdischen Kind aussuchen und „quasi eine Patenschaft übernehmen“, erklärt Marlies Backhaus.
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Anschließend wurde dieses Foto dem Bild des Jugendlichen von heute gegenüber gestellt. Die Gemeinsamkeit wurde mittels Malerei oder Fotocollage hergestellt. Das ganze Projekt wurde von Tom Kleine in die Veranstaltungsreihe „Shalom Attendorn 2018“ eingebunden und sorgte vergangene Woche für einen „ganz besonderen bewegenden Moment“, so Tom Kleine.
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Zur Einweihung der Stele zum Gedenken der ermordeten jüdischen Mitbürger waren auch rund 50 Nachfahren der Familie Ursell nach Attendorn gekommen. Zusammen mit Hartmut Hosenfeld und Tom Kleine gab es für sie eine Stadtführung durch Attendorn.
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Dabei führte sie der Weg auch durch die Wasserstraße. „Plötzlich blieb Frank Selker stehen“, erzählt Tom Kleine „Er zeigte auf eins der Bilder dieses Projektes und sagte: Das ist meine Mutter. Und er hatte Recht. Auf der Collage war seine Mutter Liselotte Ursell zu sehen.“
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Neben Frank waren auch seine Brüder Harry, John, Ted und Eric mitgekommen. Sie hatten ein Foto ihrer Mutter im Alter von 40 Jahren mitgebracht und waren nun ganz aufgeregt. „Wir haben es dann möglich gemacht, dass sie die Jugendlichen, sowie Marlies und Jan Backhaus kennenlernen konnten“, erzählt Tom Kleine weiter. „Am liebsten hätten sie das Bild nach Amerika genommen, doch das war nicht möglich.“ Die Bilder sind auch weiterhin an der Wasserstraße zu sehen.
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