„Attendorn ist mobilfunktechnisch ein Entwicklungsland“

Telekom-Mitarbeiter redet Tacheles


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Für die Telekom ist das Hochhausdach an der Stettiner Straße die optimale Lösung für einen Mobilfunkmasten. von Adam Fox
Für die Telekom ist das Hochhausdach an der Stettiner Straße die optimale Lösung für einen Mobilfunkmasten. © Adam Fox

Attendorn. Im Haupt-und Finanzausschuss, der am Mittwoch, 8. September, in der Attendorner Stadthalle tagte, stand auch der Tagesordnungspunkt „Mobilfunkversorgung der Deutschen Telekom in Attendorn – Sachstandsbericht und Ausblick“ auf der Agenda. Neben dem Referenten der Telekom, Frank Harksel, der klar und deutlich seine Position vertrat, nahmen auch die Ausschussmitglieder inklusive Bürgermeister Stellung zu den Chancen und Herausforderungen des Mobilfunks in der Hansestadt.


Zunächst ging Frank Harksel, kommunaler Ansprechpartner der Deutschen Telekom für Mobilfunk, auf die Wichtigkeit gut ausgebauter Mobilfunknetze ein und gab an, dass sich seit dem Jahr 2008 das Datenvolumen alleine in Deutschland um das 130-fache gesteigert habe. Das Thema Mobilfunk habe seinen Anteil dazu beigetragen.

In Attendorn gebe es insgesamt acht 2G-Standorte und sieben 4G/LTE-Standorte. Bei letzteren sei auch der Mobilfunkstandard 5G mit an Bord mit einer maximalen Geschwindigkeit von 300 MBit pro Sekunde. Harksel betonte, dass es momentan noch viele weiße Flecken und „kräftig“ Nachholbedarf gebe.

Telekom für Mobilfunkmast auf Hochhausdach

Besonders im Mittelpunkt der Diskussion sollte im Laufe des Abends das Hochhaus an der Stettiner Straße 2 stehen, auf dessen Dach die Telekom einen Mobilfunkmasten geplant hatte. Die aktuelle Situation stellte Harksel anhand von Entscheidungen der Attendorner Politik in den vergangenen Jahren dar:

  • 2003: Beschluss Mobilfunkkonzept
  • 2008: Änderung des Bebauungsplans Nr. 4a „Schwalbenohl/Himmelsberg“ (hatte zur Folge, dass der Mobilfunk auf dem Dach nicht mehr zulässig ist)
  • 2019: Aussetzung des Mobilfunkkonzeptes
  • 2020: Ablehnung der Änderung des Bebauungsplans Nr. 4a


Für Attendorn hatte der Mobilfunkfachmann eine Metapher übrig, die er seinem Sohn vor der Mathearbeit mitgebe: „Mach erst die leichten Aufgaben und dann die schwierigen.“ Die Telekom lege nun einmal dort ihre Schwerpunkte, wo sie auch willkommen sei. Attendorn, so Harksel, sei „mobilfunktechnisch ein Entwicklungsland“. Damit die Mobilfunkleistung gesteigert werde, müsse man in Attendorn, auch in der Kernstadt, über den Aus- und Neubau von Mobilfunkmasten nachdenken.

Stadthalle kann Stettiner Straße nicht ersetzen

Bürgermeister Christian Pospischil bestritt, dass die Telekom in Attendorn nicht willkommen sei. Beim Glasfaserausbau sei man gemeinsam nach vorne geprescht. Die Telekom habe, so Pospischil, nicht viele alternative Standorte zur Stettiner Straße genannt. Harksel gab zu bedenken, dass es bei der Übertragung von Mobilfunk auch darum gehe, den Empfang zu steigern und Hindernisse zu dämpfen.

Die Stadthalle Attendorn ist aus Sicht der Telekom mehr eine Ergänzung als eine Alternative zur Stettiner Straße. von Adam Fox
Die Stadthalle Attendorn ist aus Sicht der Telekom mehr eine Ergänzung als eine Alternative zur Stettiner Straße. © Adam Fox

Nur bei einem Standort wie bei der Stettiner Straße sei dies möglich. Die Stadthalle, die von mehreren Ausschussmitgliedern genannt wurde, könne nur als zusätzlicher Mobilfunkstandort, nicht aber als Ersatz für die Stettiner Straße gesehen werden. In Köln gebe es alle 300 bis 400 Meter einen Mobilfunkstandort. Harksel prognostizierte: „Wir werden in Attendorn einige mehr bauen müssen.“

Keine gesundheitlichen Risiken

Wolfgang Langenohl (SPD) stellte klar, dass man zwar kritisch rede, aber kein Mobilfunkkritiker sei. Im Jahr 2009 habe die Stadt es als wichtig erachtet, auf die Menschen zu achten und sich zum Schutz der Bürger gegen einen Ausbau entschieden. Harksel erwiderte, dass bei einem Abstand von 17 Metern in der Horizontale und fünf Metern in der Vertikale keinerlei gesundheitliche Risiken bestünden.

Zu seiner Entscheidung im Jahr 2003 stand auch Winfried Richard (UWG). Allerdings halte er den Ausbau mittlerweile für nötig. Harksel gab zu erkennen: „Wir planen nichts, aber wenn wir Signale bekommen, machen wir etwas.“

Das Schlusswort lag bei Bürgermeister Christian Pospischil. Dieser betonte, dass die Stadt Attendorn unbedingt neue Standorte brauche und empfand es als gut, dass die Telekom ihre Position beleuchtet habe. Die heimischen Gewerbetreibenden hätten schon mehrfach bei der Stadt angefragt und wünschen sich für die Zukunft ein besseres Mobilfunknetz.

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