Attendorn erforscht Bewegungsdaten mit DALES Pilotprojekt

Auf dem Weg zur Smart City


  • Attendorn, 20.09.2019
  • Von Barbara Sander-Graetz
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Die Beteiligten aus Politik, Handel und Wirtschaft stellten das DALES Projekt für Attendorn vor. von Barbara Sander-Graetz
Die Beteiligten aus Politik, Handel und Wirtschaft stellten das DALES Projekt für Attendorn vor. © Barbara Sander-Graetz

Attendorn. Digitale Daten sind das „Gold“ der Zukunft. Wer sie hat und nutzen kann, weiß, was der Kunde wann und wo möchte. Internethändler nutzen diese Informationen bei jedem Besuch im World Wide Web. Auch die Attendorner Einzelhändler wollen mit Hilfe von „Data Analytics für den lokalen Einzelhandel in einer zukünftigen Smart City“, kurz DALES, dieses Potential zukünftig nutzen.


Hans Christian Klein vom Forschungskolleg der Universität Siegen (FoKoS) erklärt an einem Beispiel, wie es geht: „Vor einigen Jahren konnten wir anhand von Kassendaten eines Lebensmittelhändlers erkennen, dass an den Abenden, an denen die Fußball Champions League im frei empfangbaren Fernsehen übertragen wurde, mehr Knabbereien gekauft wurden.“

Was sich im ersten Moment banal anhört, kann über DALES mit Daten belegt werden. So werden in Attendorn ab April diesen Jahren zunächst die Daten der 37 Freifunkdaten gesammelt. Sie zeigen an, wann und wie viele Personen sich in und an den jeweiligen Hotspots aufhalten. Zu den Bewegungsdaten des Freifunks kommen die Daten von Kassenbons. Das Wetter, der Veranstaltungskalender, aber auch der Einsatz von Hanseschecks und zukünftig auch von sozialen Medien, wo Angebote beworben werden, werden bei der Auswertung übereinander gelegt.
Mehrwert für den Einzelhandel
„So können konkrete Mehrwerte für den stationären Einzelhandel in den Innenstädten unserer ländlichen Mittelzentren abgeleitet werden“, erklärt Christian Friedrichs, Geschäftsführer der statmath GmbH, das die Analysen durchführt.

„Dieses Projekt generiert für uns Händler einen echten Mehrwert“, freut sich Nicole Kost, Inhaberin eines Wein-und Spirituosen Fachgeschäftes und im Vorstand der Werbegemeinschaft. 17 Geschäfte dieser Werbegemeinschaft, vom Hotel bis zum Supermarkt, von der Apotheke bis zum Bekleidungsgeschäft, nehmen an diesem zweijährigen Projekt teil.

„Allerdings ist uns der Datenschutz dabei ganz wichtig. Wir wollen nicht den gläsernen Kunden“, macht Christian Springob, Vorsitzender der Werbegemeinschaft, klar deutlich. „All diese Daten sind frei verfügbar und könnten auch analog erfasst werden“, ergänzt Attendorns Bürgermeister Christian Pospischil. „Aber vielleicht können wir ein bisschen mehr Chancengleichheit mit dem Internet herstellen.“
Ideale Bedingungen in Attendorn
Attendorn wurde für dieses Projekt, das in Zusammenarbeit mit dem Forschungskolleg der Universität Siegen und dem Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert wird, ausgesucht, weil es „ideale Bedingungen hat“, erklärt Ann Katrin Henschel, Mitarbeiterin im Referat Einzelhandel der IHK Siegen.

Bei der Einführung des Web Kaufhauses habe man schon gezeigt, dass man digitalen Neuerungen offen gegenüber stehe. Außerdem ist Attendorn eine einkommensstarke Stadt mit großer Kaufkraftbindung. Hinzu kommt ein fast flächendeckendes Freifunknetz.

Die Ergebnisse, so hoffen die Initiatoren, sollten auch für andere Einzelhändler in Mittelzentren nutzbar sein. „Wir hoffen, unseren Mitgliedern im Handeln anschließend etwas an die Hand geben zu können, was den Einzelhandel vor Ort stärkt“, wünscht sich Ann Katrin Henschel.
DALES
Beteiligt an DALES sind das Forschungskolleg der Universität Siegen, das Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes NRW, sowie die Werbegemeinschaft Attendorn, die IHK Siegen und die statmath GmbH.

Im Rahmen des Projektes sollen durch konkrete Maßnahmen konzeptionell Anwendungsbeispiele für eine Daten-Plattform (Urban Data Pool) identifiziert werden.

Das Projektvolumen beträgt insgesamt rund 365.000 Euro über die gesamte Laufzeit. Von dieser zuwendungsfähigen Gesamtsumme fördert das Land NRW das Forschungsprojekt in der Form der Anteilsfinanzierung. Die Höhe des Zuschusses beträgt 50 Prozent. In dem Projektvolumen sind Sachaufwendungen sowie Personalkosten enthalten.
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