Arzneimittelknappheit: Experten diskutieren Lösungsansätze in Attendorn

Expertenrunde


Zum Thema „Arzneimittelknappheit - was ist zu tun?“ hatten die Frauen Unionen aus dem Kreis Olpe und dem Märkischen Kreis sowie die Senioren Union Kreis Olpe zu einer Expertenrunde eingeladen. von privat
Zum Thema „Arzneimittelknappheit - was ist zu tun?“ hatten die Frauen Unionen aus dem Kreis Olpe und dem Märkischen Kreis sowie die Senioren Union Kreis Olpe zu einer Expertenrunde eingeladen. © privat

Attendorn. Im Restaurant Himmelreich in Attendorn hat am Donnerstag, 21. März, fand eine Veranstaltung zum Thema Arzneimittelknappheit stattgefunden. Unter dem Motto „Arzneimittelknappheit - was ist zu tun?“ luden die Frauen Unionen aus dem Kreis Olpe und dem Märkischen Kreis sowie die Senioren Union Kreis Olpe zu dieser gemeinsamen Diskussion ein.


Vor mehr als 50 Zuhörern vor Ort und digital dazugeschaltet, brachten zahlreiche Referenten ihre Perspektiven ein. Unter ihnen waren Dr. Peter Liese, Europaabgeordneter für Südwestfalen, Thomas Rochell, Vorsitzender des Apothekenverbandes Westfalen-Lippe, Dr. med Dr. oer. Richard Ammer von der Medice Pharma GmbH & Co. KG in Iserlohn, Dr. Lukas Peiffer, Apotheker aus Attendorn, und Dr. Stephan Mönninghoff, Allgemein- und Palliativmediziner aus Lennestadt.

Das Problem der Arzneimittelknappheit wurde als eine sich dramatisch verschlimmernde Situation in Deutschland und Europa dargestellt. Eltern kämpfen darum, Antibiotikasaft für ihre Kinder zu bekommen, während Medikamente für Herzpatienten, psychische Erkrankungen und sogar Krebsmedikamente zeitweise nicht verfügbar sind. Lieferengpässe in Apotheken über mehrere Wochen sind demnach keine Seltenheit.

Die Ursachen dieser Knappheit beleuchteten die Referenten vielschichtig. Die Schließung von Häfen während der COVID-19-Pandemie führte dazu, dass billige Arzneimittel, die in China und Indien hergestellt wurden, plötzlich nicht mehr verfügbar waren. Obwohl die Pandemie vorüber ist, bestehen die Lieferengpässe fort. Auch das Lieferengpassgesetz der Bundesregierung wird von Experten kritisiert.

Produktionskapazitäten vorhanden

Dr. Ammer wies darauf hin, dass Deutschland über Produktionskapazitäten verfügt, jedoch die Unternehmen Verluste erleiden, wenn sie zu den Preisen der Krankenkassen produzieren. Dies zwang viele Unternehmen, die Arzneimittelproduktion nach China und Indien zu verlagern, was zu den aktuellen Engpässen führte.

Eine vorgeschlagene Lösung ist die Erweiterung des Marktzugangs auf europäische Medikamente, um die Abhängigkeit von ausländischen Produzenten zu verringern. Dafür müssten Krankenkassen Genehmigungen erteilen und sich auf Variabilität in Verpackungsgrößen und -farben sowie auf multilinguale Beipackzettel einlassen.

Dr. Liese sprach von einer Notwendigkeit schnellerer und unbürokratischer Genehmigungsverfahren in Deutschland, um den Bau neuer Arzneimittelfabriken zu beschleunigen. Zudem plädierte er für eine engere Zusammenarbeit innerhalb Europas, um die Herausforderungen gemeinsam anzugehen.

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