Appell an Hilfsbereitschaft und Solidarität

Leserbrief der SPD Attendorn zum Thema Flüchtlinge in der Hansestadt


Zur Flüchtlingssituation in Attendorn erreichte die LokalPlus-Redaktion folgende Leserzuschrift:


„Liebe Mitbürgerinnen, liebe Mitbürger, die Flüchtlingskrise ist in kurzer Zeit zur größten Herausforderung für unser Land seit der deutschen Wiedervereinigung geworden. Für unsere Stadt wie für unser Land gilt: Wir müssen diese Herausforderung bestehen. Und wir werden sie meistern, wenn wir alle dazu beitragen. Attendorn ist nun mit fast 500 Flüchtlingen besonders gefordert. Im Auftrag des Bundeslandes NRW wurden in unserer Rundturnhalle im Schwalbenohl 200 Plätze für eine erste Aufnahme von Flüchtlingen eingerichtet. Die Halle ist derzeit mit 197 Flüchtlingen unter anderem mit zahlreichen Kindern, belegt und damit auch an ihre Grenzen gekommen. Wir stehen in Attendorn zu unserer Verantwortung, den Menschen zu helfen. Gleichzeitig werden wir unsere Pläne weiter vorantreiben müssen um auch eine gelungene Integration der Menschen zu ermöglichen, die schon sehr viele Monate und Jahre unter uns wohnen. Um eine solche Herangehensweise zu entwickeln, haben sich in unserer Hansestadt zahlreiche Patenschaften entwickelt. Zudem hat die Stadt Attendorn auch noch eine volle Personalstelle für die Koordinierung des Ehrenamtes ins Leben gerufen. Die Flüchtlinge, die in Attendorn in unserer Rundturnhalle untergebracht werden, sind nur für einige Wochen in unserer Stadt. Wir nehmen hier also eine große Zahl von Menschen immer wieder neu nur kurzzeitig auf. Diese Flüchtlinge werden nach wenigen Wochen von der Bezirksregierung Arnsberg dann anderen Kommunen zugeteilt. Wir müssen dennoch damit rechnen, dass anerkannte Flüchtlinge später auch auf Dauer zu uns kommen werden.
„Dauer- und Überlastung nicht auf Dauer tragbar"
Das Land NRW ist für die jetzige Unterbringung in diesen Erstaufnahmeeinrichtungen zuständig. Aber auch wir als Stadt sind in starkem Maße gefordert. Wir müssen den Menschen eine erste Orientierung geben, die Gesundheitsversorgung vor Ort sichern und vor allem Bildungs- und Sportangebote machen. Auch Möglichkeiten, gemeinnützig zu arbeiten, sind wichtig. Hierfür sollten wir Strukturen aufbauen. Schon die Unterbringung selbst erfordert einen rastlosen Einsatz von Mitarbeitenden der Stadtverwaltung, der Polizei, unserer Feuerwehr und der Hilfsorganisationen sowie die Unterstützung vieler Ehrenamtlicher aus Vereinen, Kirchen und Religionen. Die Verantwortlichen im Land NRW wissen, dass mehr Kräfte von außen benötigt werden, denn die Dauerbelastung und -überlastung der Hilfskräfte ist nicht auf Dauer tragbar.
 von Symbol Sven Prillwitz
© Symbol Sven Prillwitz
Von großem Wert und unverzichtbar ist auch der ehrenamtliche Einsatz vieler Attendorner, die sich als Sprachmittler, für Begegnung und konkrete Hilfe engagieren. Wenn Sie selbst Vorschläge und Unterstützungsangebote haben, wenden Sie sich doch bitte an Frau Katrin Luers die „Koordinationsstelle der Attendorner Flüchtlingshilfe: Amt für Soziales, Jugend, Familien und Senioren, Telefon: 02722/64-104! Ich möchte, dass beides gelingt: Menschen helfen, die vor Krieg und Verfolgung flüchten, und unsere solidarische und offene Stadtgemeinschaft erhalten, die sich dabei nicht überfordert. Dafür brauchen wir aber auch die Unterstützung der nationalen und internationalen Politik. Wir brauchen wirksame Hilfe für die Menschen in den Krisenregionen, insbesondere den dortigen Flüchtlingslagern, Bekämpfung der Fluchtursachen, geregelte und gerechte Verteilung der Flüchtlinge in der EU, ein Zuwanderungsgesetz und Verfahrensbeschleunigungen.
Kein Platz für Hass in der Hansestadt
Wir haben in Attendorn viel Erfahrung in der Gestaltung einer offenen und toleranten Gesellschaft. Und wir wissen: Ohne gemeinsam geteilte Werte geht es nicht. Es sind die Werte unseres Grundgesetzes und einer freiheitlichen Gesellschaft. Diese Werte müssen verpflichtend sein für die Menschen die hier leben wollen. Sie werden aber auch von denen mit Füßen getreten, die die jetzige Situation dazu nutzen wollen, Hass zu säen. Hier hat Attendorn viele deutliche Zeichen schon in den vergangenen Jahren gesetzt, dass dies in unserer Stadt keinen Platz hat und haben darf. Ich erinnere da z.B. an die Menschenkette, organisiert von Schülerinnen und Schülern unserer Schulen. Hier möchte ich für ein „Weiter so“ ermutigen! Die nächsten Wochen, Monate und Jahre werden viel von uns abverlangen. Es wird Belastungen und Rückschläge geben. Aber wir wissen auch, dass Zuwanderung, die gelingt, eine große Chance ist. Ich bitte Sie: Gehen Sie weiter offen und mit Respekt auf die Menschen zu, die Teil unserer Gesellschaft werden wollen. Es beeindruckt mich sehr, dass so viele in Attendorn und den umliegenden Dörfern in der aktuellen Situation eine Beispiel gebende Haltung einnehmen: Mitmenschlichkeit, Verständnis und vor allem ganz praktisches Anpacken mit Zuversicht und Realismus. Herzliche Grüße, Wolfgang Langenohl Vorsitzender der SPD Attendorn
Hinweise für Leserbriefschrieber:
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