Antisemitische Vorurteile auf Postkarten

Ausstellung "Abgestempelt"


  • Attendorn, 30.10.2018
  • Von Barbara Sander-Graetz
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Machten die Ausstellung möglich (von links): Udo Dittmann, Frank Beckehoff, Christian Pospischil, Tom Kleine und Hartmut Hosenfeld. von Barbara Sander-Graetz
Machten die Ausstellung möglich (von links): Udo Dittmann, Frank Beckehoff, Christian Pospischil, Tom Kleine und Hartmut Hosenfeld. © Barbara Sander-Graetz

Neu-Listernohl. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Shalom Attendorn 2018“ ist am Montag, 29. Oktober, die Wanderausstellung „Abgestempelt - Judenfeindliche Postkarten“ in der Akademie Biggesee eröffnet worden. Die Ausstellung ist ein Gemeinschaftsprojekt der Akademie Biggesee und der Initiative „Jüdisch in Attendorn“.


Die Ausstellung zeigt einen Ausschnitt der Sammlung von Wolfgang Haney, der fast über 1000 antisemitische Postkarten zusammengetragen hat. Die meisten stammen aus der Zeit vor dem 1. Weltkrieg. Sie sind als historische Quellen zu verstehen, die als Gebrauchsgegenstände einen unmittelbaren Blick in die Welt des Alltags, geprägt durch Vorurteile und Diskriminierungen, ermöglichen.

Die Ausstellung verfolgt jedoch nicht nur das Ziel, etwas Vergangenes zu präsentieren. Vielmehr will sie die Besucher über Motive und Bildsprachen aufklären, damit sie lernen, sowohl Antisemitismus als auch andere Formen diskriminierender Etikettierungen in der Gegenwart zu erkennen und zu deuten.
Antisemitismus: ein hach wie vor aktuelles Problem
„Heute zur Ausstellungseröffnung gibt es keinen Sektempfang“, erklärte Udo Dittmann, Leiter der Akademie Biggesee, zur Begrüßung. „Denn es ist nichts, was man feiern müsste. Im Gegenteil, die Ausstellung ist hochaktuell, wie wir nach dem Amoklauf in der Synagoge in Pittsburgh (Metropole im US-Bundesstaat Pennsylvania, Anm. d. Red.) mit elf Todesopfern sehen. Da holt uns die Realität ein.“

Auch in Deutschland seien rechte Populisten auf dem Vormarsch, die „mit schnellen Antworten auf die Fragen reagieren, die keine einfachen Antworten zulassen“, erklärte Dittmann.  
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„Die Ausstellung“, erklärte Landrat Beckehoff, „will nicht nur etwas Vergangenes zeigen, sondern zeigt über Motive und Bildsprache, wie Antisemitismus als auch andere Formen der diskriminierenden Etikettierung in der Gegenwart funktionieren.“
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Während man früher Postkarten benutzte, sei heute das Internet die Plattform, um rassistische Hetze zu verbreiten. „Hasspredigern und Vereinfachern werden vielfach im Schutz der Anonymität ungeahnte Möglichkeiten zu geben, ihre Tiraden zu verbreiten. Währet den Anfängen“, mahnte Beckehoff. „Niemand darf abgestempelt werden.“
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Attendorns Bürgermeister Christian Pospischil ergänzte, dass völkische und antisemitische Einstellungen nie aus der Gesellschaft verschwunden seien. „Sie scheinen sich  sogar weiter verbreitet zu haben. Antisemitismus ist bis in die Mitte unserer Gesellschaft vorgedrungen.“

Daher, so der Appell des Bürgermeisters zur Ausstellungseröffnung, „dürfen wir nicht nachlassen, uns für Menschlichkeit, für die Rechte aller hier lebenden Menschen und für ein gutes und ein tolerantes Miteinander einzusetzen.“
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Antisemitische Vorurteile auf Postkarten
Die Ausstellung kann noch bis zum 25. November montags bis freitags in der Zeit von 8 bis 19 Uhr und am Samstag und Sonntag von 8 bis 13 Uhr besucht werden. Der Eintritt ist frei.
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