Suchtprävention - Spart der Kreis Olpe am falschen Ende?

Herausforderungen und Lösungsansätze bei Suchtproblemen


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Projektgruppe, Politiker und Schulvertreter diskutierten das Vorhaben „Suchtprävention bei Kindern und Jugendlichen im Kreis Olpe“ von Sigrid Mynar
Projektgruppe, Politiker und Schulvertreter diskutierten das Vorhaben „Suchtprävention bei Kindern und Jugendlichen im Kreis Olpe“ © Sigrid Mynar

Kreis Olpe. Wie vernetztes, koordiniertes Handeln aller Akteure zur effektiven Suchtprävention bei Kindern und Jugendlichen im Kreis Olpe aussehen sollte, war Thema des Austauschgesprächs am Mittwoch, 8. Mai, in den Räumen von Caritas-AufWind in Olpe mit Teilnehmern aus Politik, Schulen und Experten.


Dass Suchtprävention bei Kindern und Jugendlichen ein Thema ist, das diverse Ansätze und koordinierte Programme umfassen muss, wenn sie wirken soll, darüber waren sich die Experten der Arbeitsgruppe einig. Ein zentraler Aspekt sei dabei die Aufklärung über Risiken von Suchtmitteln wie Alkohol, Tabak, illegalen Drogen und auch über Verhaltenssüchte wie die exzessive Nutzung von Computerspielen und sozialen Medien.

Alkoholkonsum in erheblichen Umfang

Auf Beschluss des Kreises Olpe hat die Arbeitsgruppe ab September 2021 Analysen vorgenommen, Umfragen durchgeführt und mit Unterstützung der LWL-Koordinationsstelle Sucht Grundlagen für die Erstellung eines Gesamtkonzeptes zur „Kooperativen Kommunalen Suchthilfeplanung“ dargestellt und - darauf aufbauend - ein „Gesamtkonzept für die Suchtprävention im Kreis Olpe“ erarbeitet.

Die Jugendlichen hatten in der Befragung angegeben, bereits im Alter von 12 bis 17 Jahren wöchentlich Alkohol konsumiert zu haben. 3,6 Prozent von ihnen hatten so viel Alkohol getrunken, dass sie über dem Schwellenwert für gesundheitlich riskanten Konsum Erwachsener lagen. 862 der Jugendlichen im Kreis Olpe gaben sogar an, in den letzten 30 Tagen „Rauschtrinken“ praktiziert zu haben. Hinzu kommen Wasserpfeife, E-Shishas und Tabakerhitzer, die ebenfalls in erheblichem Umfang konsumiert werden.

Mit ihren verschiedenen Geschmacksrichtungen und dem auffällig bunten Design sind vor allem Vapes bei Jugendlichen voll im Trend. Zu dem Erfolg beigetragen haben soziale Medien wie TikTok oder Instagram, so die Fachleute.

Präventionsarbeit heißt Stärken stärken

Umso wichtiger sei es, die sozialen und emotionalen Kompetenzen von Kindern und Jugendlichen frühzeitig zu stärken, um sie widerstandsfähiger gegenüber dem „Suchtdruck“ zu machen. Dazu gehören zum Beispiel Trainings in sozialen Kompetenzen, Konfliktlösungsstrategien und Stressbewältigungstechniken, aber auch die Beratung von Schulen und Eltern.

Präventionsarbeit in der erforderlichen Komplexität könne aber nicht von Schulen geleistet allein werden, mahnten deren Vertreter. Und auch Eltern seien häufig überfordert, wenn es um das Erkennen und Vorbeugen bei neuen Sucht-Trends ginge. Was die Legalisierung von Cannabis anbelange, seien die Folgen noch gar nicht abzusehen.

Konzept droht zu scheitern

Das inzwischen fertige Gesamtkonzept der Projektgruppe liegt beim Kreis Olpe vor und soll im Sozial- und Gesundheitsausschuss am 15. Mai entschieden werden. Dem Konzept liegt die Einrichtung einer Fachstelle für Suchtprävention bei einem freien Träger und die Finanzierung dieser Fachstelle durch den Kreis Olpe im Umfang von 1,5 Vollzeitstellen zugrunde.

Die Beschlussvorlage des Kreises sieht jedoch wenig erfolgsversprechend aus. Es heißt darin: „Aufgrund der aktuellen prekären Haushaltslage kann durch den Kreis Olpe keine Ausweitung von freiwilligen Leistungen erfolgen und damit keine zusätzlichen finanziellen Mittel bereitgestellt werden“.

Entscheidung liegt beim Sozial- und Gesundheitsausschuss

Aus fachlicher Sicht der Projektgruppe werde hier das Geld am falschen Ende gespart, denn die Folgekosten einer ausbleibenden ausreichenden Suchtprävention seien nachweislich weitreichend. Die Hoffnungen der Experten liegen nun beim Sozial- und Gesundheitsausschuss des Kreises, der an dieser Stelle das letzte Wort hat.

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