Aus Attendorn in die Welt: „Ich lebe für Politik und bin Fan von Europa“

Jakov Devčić zu Besuch bei LokalPlus


  • Kreis Olpe, 06.01.2023
  • Politik
  • Von Wolfgang Schneider
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Jakov Devčić, hier bei einem Fernsehinterview, ist überzeugter Europäer. von TV Uzivo
Jakov Devčić, hier bei einem Fernsehinterview, ist überzeugter Europäer. © TV Uzivo

Attendorn/Belgrad. Er ist ein überzeugter Europäer und seit Jahren auf dem internationalen Parkett unterwegs. Er hat in Brüssel, Kiew und Berlin gelebt und hat seit drei Monaten in der serbischen Hauptstadt Belgrad ein Zuhause auf Zeit. Doch immer wieder zieht es Jakov Devčić zurück ins Sauerland, genauer gesagt nach Attendorn, so auch über Weihnachten und den Jahreswechsel. Denn in der Hansestadt ist er aufgewachsen und dort leben seine Eltern.


Seit Oktober leitet Devčić das Belgrader Auslandsbüro für Serbien und Montenegro der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung. „Diese Aufgabe ist eine Ehre für mich“, erzählt der 35-Jährige beim Besuch in der LokalPlus-Redaktion. Denn er ist sozusagen zu seinen Wurzeln zurückgekehrt. In Serbien wurde er geboren, doch seine Familie kehrte dem Land 1993 wegen der Wirren im Zuge des Zerfalls Jugoslawiens den Rücken.

Jakov Devčić war zu Besuch in der LokalPlus-Redaktion und sprach mit Redaktionsleiter Wolfgang Schneider (links). von Tine Schmidt
Jakov Devčić war zu Besuch in der LokalPlus-Redaktion und sprach mit Redaktionsleiter Wolfgang Schneider (links). © Tine Schmidt

Jakov war damals vier Jahre alt und die Familie fand zunächst in Heggen ein neues Zuhause. „Ein Onkel von mir war damals Tennislehrer in Finnentrop. Deshalb sind wir im Sauerland gelandet und nicht sonst wo“, erinnert er sich.

Später zog die Familie nach Attendorn um und Jakov fasste in der neuen Heimat Fuß. Nach dem Besuch der Grundschule wechselte er ans Rivius-Gymnasium und machte dort sein Abitur. Es folgten Studium und zahlreiche berufliche Stationen (siehe Infokasten). Seine Studien- und Berufswahl war quasi alternativlos für den heute 35-Jährigen. „Ich habe mich immer für Politik interessiert und ich lebe für Politik. Politische Arbeit macht sehr viel Spaß, weil man mithelfen kann, Probleme zu lösen.“

„Entwicklung in der Region ist spannend“

Das kann und will er auch als Chef des zwölfköpfigen Teams der Konrad-Adenauer-Stiftung in Serbien und Montenegro. Denn Serbien hat seinen Platz in Europa noch nicht so wirklich gefunden, hat einerseits eine historische Nähe zu Russland und andererseits eine zunehmende Hinwendung zum westlichen Europa. „Die Entwicklung dort ist spannend. Seit 2015 öffnet sich Serbien zunehmend in Richtung EU. Seitdem siedeln sich verstärkt europäische Firmen dort an“, berichtet Devčić.

Ziel seiner Arbeit vor Ort ist es, die Fehler der Vergangenheit aufzuarbeiten („Das Nato-Bombardement 1999 in Serbien muss aufgearbeitet werden, sonst wird es keine Versöhnung geben.“) und Serbien auf dem Weg in eine demokratische und westliche Zukunft zu unterstützen. Dazu beraten er und sein Team Parlamentsabgeordnete und die Staatsführung, organisieren Seminare und Diskussionen, machen Projektarbeit und vergeben Stipendien an Studierende.

Jakov Devčić wirbt auch bei Auftritten im serbischen Fernsehen für den europäischen Gedanken und die EU. von TV Uzivo
Jakov Devčić wirbt auch bei Auftritten im serbischen Fernsehen für den europäischen Gedanken und die EU. © TV Uzivo

„Das Land muss sich noch weiter öffnen und modernisieren. Aber es ist eine historische Chance, dass sich Serbien richtig entscheidet: für die Europäische Union“, erklärt Devčić, der nach eigener Aussage „ein großer Fan von Europa“ ist.

Dreisprachige Erziehung

Auch privat geht es bei dem 35-Jährigen paneuropäisch zu: Während seiner Arbeit im Stiftungsbüro in Kiew lernte er 2014 eine Ukrainerin kennen und lieben. Sie heirateten und das Paar hat eine inzwischen 16 Monate alte Tochter. „Ich rede Deutsch mit ihr, meine Frau Ukrainisch und die Großeltern Serbisch“, erzählt Jakov Devčić. „Und demnächst besucht sie einen serbischen Kindergarten.“

Zu Besuch ist die junge Familie auch immer gerne im Sauerland. „Wir lieben es, aus der Großstadt hierher zu kommen. Brüssel und Berlin sind groß und hektisch. Und Belgrad ist bei der Luftverschmutzung eine der dreckigsten Städte der Welt. Da genießen wir die Ruhe und die saubere Luft, wenn wir im Sauerland sind.“

Lebenslauf
  • Jakov Devčić leitet seit Oktober 2022 das Auslandsbüro Serbien/Montenegro mit Sitz in Belgrad. Zuvor war er von 2019 bis 2022 Europa-Koordinator bei den stellvertretenden Vorsitzenden der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag.
  • Bei der Konrad-Adenauer-Stiftung war er bereits in der Abteilung Europapolitik (2018 bis 2019), im Vorstandsbüro (2015 bis 2018) und dem Auslandsbüro in Kiew (2013 bis 2015) tätig.
  • Weitere berufliche Erfahrungen sammelte Jakov Devčić bei der Siemens AG in Brüssel, an der deutschen Botschaft Brüssel, im Büro für auswärtige Beziehungen der CDU sowie bei Manfred Weber, dem Vorsitzenden der Fraktion der Europäischen Volkspartei im EU-Parlament.
  • Jakov Devčić hat nach seinem Abitur am Rivius-Gymnasium Attendorn Politikwissenschaften in Bamberg und Internationale Politik mit Schwerpunkt European Studies in Budapest studiert.
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