Vom Akademiker zum Schornsteinfeger: „Endlich habe ich einen erfüllten Job“

Mike Warnecke hat seinen Traumberuf gefunden


  • Kirchhundem, 10.05.2024
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Mike Warnecke macht eine Ausbildung zum Schornsteinfeger. Dafür hat er sein Studium an den Nagel gehängt. von Tine Schmidt
Mike Warnecke macht eine Ausbildung zum Schornsteinfeger. Dafür hat er sein Studium an den Nagel gehängt. © Tine Schmidt

Oberhundem. „Ich bin seit Jahren mal wieder glücklich und komme mit einem Strahlen nach Hause.“ Mike Warnecke aus Oberhundem hat sein Master-Studium abgebrochen und macht stattdessen eine Ausbildung zum Schornsteinfeger. Seit August vergangenen Jahres kehrt der 30-Jährige die Schornsteine hoch über Finnentrop und Lennestadt – und das, obwohl er anfangs sogar Höhenangst hatte.


Stolz sitzt Mike Warnecke in seiner Schornsteinfeger-Kluft am Tisch, mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Die Hände sind noch leicht mit Ruß beschmutzt. „Genau das mag ich“, sagt der 30-Jährige. „Ich komme nach Hause und habe etwas geschafft. Auch wenn ich nicht wie beispielsweise ein Maurer etwas mit den Händen gefertigt habe, fege ich 20 Buden am Tag oder berate Kunden bei ihrer Heizung. Auch das ist ein Erfolg für mich.“

Eine richtige Tages-Struktur fehlte dem Oberhundemer lange Zeit. Nach seinem Bachelor in Sozialwissenschaften machte Warnecke noch seinen Master in Plurale Ökonomik. „Glücklich hat mich das nicht gemacht, auch wenn das Studium an sich total spannend war.“

„Ich habe die Lust an allem verloren“

Während der Coronazeit habe er nur im Homeoffice gearbeitet und anschließend für seinen Studentenjob auch wieder in der Wohnung gesessen. „Das hat mir einfach nicht gut getan“, sagt er. „Ich habe die Lust an allem verloren. Diese Excel-Jobs, so nenne ich sie einfach mal, haben mich nicht erfüllt.“

Seit Sommer 2023 ein kompletter Wechsel: „Jetzt bin ich an der frischen Luft und falle abends müde ins Bett, habe eine Struktur, die gut für mich ist“, sagt Warnecke, der auch Fraktionsvorsitzender der Grünen im Kirchhundemer Rat ist. Sein neuer Job lässt sich gut mit seinem Umweltbewusstsein kombinieren. „Ich kann nicht immer nur den Klimaschutz predigen. Jetzt arbeite ich, wenn auch nur in kleinen Teilen, daran mit und kann etwas für die Energiewende tun.“

Mike Warnecke macht eine Ausbildung zum Schornsteinfeger. Sein Master-Studium hing er dafür an den Nagel. von privat
Mike Warnecke macht eine Ausbildung zum Schornsteinfeger. Sein Master-Studium hing er dafür an den Nagel. © privat

Aber wie kam es denn jetzt eigentlich dazu? Warnecke war unzufrieden. Er wusste, dass eine Veränderung her muss. Er griff zum Hörer. „Ich habe die Handwerkskammer kontaktiert, habe erzählt, dass ich gerne etwas mit den Händen machen und etwas Gutes für die Umwelt tun möchte.“ Und dann wurde ihm der Schornsteinfeger quasi auf dem Silbertablett serviert. „Ich hatte diesen Job nie auf dem Schirm“, sagt der 30-Jährige und lacht.

Früher wollte er mal Lehrer werden, fing sogar eine Ausbildung zum Erzieher an, war als Leiharbeiter tätig. Aber: „Ich war immer unzufrieden.“ In einem Praktikum bei Christan Knoche testete der Oberhundemer vergangenes Frühjahr, ob ihm der traditionelle Handwerksberuf liegen könnte. Knoche stellte den 30-Jährigen vorübergehend auf 520-Euro-Basis ein, bevor er dann im August 2023 die Ausbildung startete.

Schönster Ausblick auf die Dörfer

Aufgaben wie das übliche Kehren, aber genauso Brandschutz und das Warten von Heizungen gehören dazu. Wegen seiner Vorbildung kann Warnecke die Ausbildung auf zwei Jahre verkürzen. „Das Azubigehalt ist auch gar nicht so schlecht“, lächelt er. „Ich habe generell das Gefühl, dass sich das Bild vom Handwerker gewandelt hat und finde das auch gut“, so der Schornsteinfeger-Azubi.

Mike Warnecke macht eine Ausbildung zum Schornsteinfeger. Sein Master-Studium hing er dafür an den Nagel. von privat
Mike Warnecke macht eine Ausbildung zum Schornsteinfeger. Sein Master-Studium hing er dafür an den Nagel. © privat

Auch das Handwerk sei dringend auf Fachkräfte angewiesen. „Wenn man will, lernt man jeden Tag etwas Neues“, so Mike Warnecke. Seine Höhenangst hat er übrigens abgelegt. „Jetzt ist es das Schönste, auf einem Dach zu stehen und von hoch oben in die Dörfer zu schauen – der Ausblick belohnt einen immer wieder.“

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